Der neue Papst Leo XIV. sorgte in seiner Zeit als Erzbischof für klare Worte, die Linken so gar nicht schmecken dürften: Mehrmals kritisierte er Marxismus, Kommunismus und linken Kollektivismus (der exxpress berichtete). In der Reihe der Päpste ist er nicht der erste:

Inmitten der industriellen Revolution benannte „Arbeiterpapst“ Leo XIII. schwarz auf weiß die Irrtümer des Sozialismus. In seiner Enzyklika „Rerum Novarum“ („Von den neuen Dingen“) widerlegt der Papst die typisch sozialistischen Utopien wie Enteignung, Umverteilung und überbordende staatliche Kindererziehung. Der neue Papst stellt sich explizit in die Linie von Papst Leo XIII., indem er sich nach ihm benannte – laut eigenen Worten war die Sozialenzyklika „Rerum Novarum” der ausschlaggebende Grund.

Privates Eigentum? Ein Naturrecht

„Rerum Novarum“ erschien vor 134 Jahren und liest sich erstaunlich frisch und modern. Die Enzyklika zeigt einen Mittelweg zwischen Sozialismus und Liberalismus auf: die Grundzüge der katholischen Soziallehre, wie der Unternehmer und Buchautor Oliver Gorus in einem Artikel darlegt.

Die päpstliche Enzyklika sollte eigentlich Pflichtlektüre für ÖVP und NEOS werden, die sich gern als Verteidiger der freien Markwirtschaft, Privateigentum, Leistungs- und Subsidiaritätsprinzip verstehen.

Das sagt die Enzyklika zu Privateigentum: „Aber, was schwerer wiegt, das von den Sozialisten empfohlene Heilmittel der Gesellschaft ist offenbar der Gerechtigkeit zuwider, denn das Recht zum Besitze privaten Eigentums hat der Mensch von der Natur erhalten.“

Privateigentum ist also, laut der Kirche, ein Naturrecht. Enteignung und Umverteilung – uralte sozialistische und kommunistische Forderungen – laufen „der Gerechtigkeit zuwider“.

Kritik an Steuern und Staatsausgaben

Der Sozialethiker Leo XIII. schlussfolgerte in seiner Enzyklika: „Aus alledem ergibt sich klar die Verwerflichkeit der sozialistischen Grundlehre, wonach der Staat den Privatbesitz einzuziehen und zu öffentlichem Gute zu machen hätte.“

Mit dem nächsten Zitat trifft Leo XIII. ein Lieblingsprojekt der Sozialisten: hohe und immer höhere Steuern und Abgaben an den Staat. „Es ist also gegen Recht und Billigkeit, wenn der Staat vom Vermögen der Untertanen einen übergroßen Anteil als Steuer entzieht.“

Dazu muss man wissen: Im Jahr 1891, als „Rerum Novarum“ erschien, lag die Staatsquote im Deutschen Reich bei knapp 13 Prozent. Auch in der Zeit der Habsburgermonarchie lag sie, Schätzungen zufolge, zwischen 10 und 15 Prozent. Was würde Leo XIII. zu einer Staatsquote von etwa 52 Prozent (2023) und einem Spitzensteuersatz von 55 Prozent sagen? Eines steht fest: Begeistert wäre er darüber nicht.

Vertreter klassisch liberaler Positionen

Über den Arbeiter schreibt Leo XIII: „Wenn also die Sozialisten dahin streben, den Sonderbesitz in Gemeingut umzuwandeln, so ist klar, wie sie dadurch die Lage der arbeitenden Klassen nur ungünstiger machen. Sie entziehen denselben ja mit dem Eigentumsrechte die Vollmacht, ihren erworbenen Lohn nach Gutdünken anzulegen, sie rauben ihnen eben dadurch Aussicht und Fähigkeit, ihr kleines Vermögen zu vergrößern und sich durch Fleiß zu einer besseren Stellung emporzubringen.“

Das ist eine Position, die liberal bis libertär eingestellte Personen bis heute vertreten. Bestes Beispiel: Der argentinische Präsident Javier Milei, der auf eindrucksvolle Art dem Staat einen harten Einsparkurs verordnete, der bereits gute Früchte trägt.

Argentiniens Präsident Javier Milei mit Kettensäge, einem Symbol für seinen radikalen Sparkurs.APA/AFP/AG La Plata/Marcos GOMEZ

Gegen staatliche Kinderbetreuung

Bemerkenswert an dem Text ist auch die Hervorhebung der Rolle der Familie für die Gesellschaft. Der Papst stärkt die Position der Familie und wendet sich ausdrücklich gegen Übergriffigkeiten des Staates in der Kindererziehung. „Das sozialistische System also, welches die elterliche Fürsorge beiseitesetzt, um eine allgemeine Staatsfürsorge einzuführen, versündigt sich an der natürlichen Gerechtigkeit und zerreißt gewaltsam die Fugen des Familienhauses“, schrieb Papst Leo XIII.

Jeder sozialistische Staat war und ist dadurch gekennzeichnet, einen Keil in die Familie treiben zu wollen, indem Kinder so früh wie möglich in staatliche Obhut gegeben werden sollen.

Heute sind die „neuen Dinge“ nicht mehr Sozialismus und industrielle Revolution. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Transhumanismus sind Themen, die in unserer Postmoderne nach Antworten verlangen. Angesichts dieser Herausforderungen war die Entscheidung des neuen Papstes, sich nach Leo XIII. zu benennen, sich eine gute Entscheidung.