Bei dem derzeit gewaltigsten Vergabe-Verfahren der rot-pink regierten Stadt und ihrer Wien-Holding sei alles “super-sauber” gelaufen, wird immer wieder betont: Die Auswahl des Anbieters, der den Zuschlag bekommen hat, sei bestens für die Steuerzahler – dieses Unternehmen würde die neue Mega-Veranstaltungshalle für 20.000 Besucher um 384 Millionen Euro in den Wiener Stadtteil St. Marx stellen, irgendwann im Jahr 2029 soll dann die Eröffnung stattfinden

Zwei Unternehmen, die um den Bau der “Arena” gerittert haben – die CTS Eventim und die PORR –  sehen das alles etwas anders und wollen die Kritikpunkte auch vor Gericht klären lassen: Donnerstagvormittag kommt es zum ersten Verhandlungs-Termin beim Verwaltungsgericht Wien. Das Ziel der beiden Einsprüche: eine Neu-Ausschreibung des gesamten Projektes – das würde für das Management der Wien-Holding und für die Stadtregierung eine katastrophale Niederlage bedeuten.

 

Soll 20.000 Besuchern ab 2029 Platz bieten: die neue "Arena" der Wien-Holding

Neue Halle plötzlich um 40 % kleiner?

Tatsächlich sind im Zuge der eXXpress-Recherche einige spannende Argumente für den Gerichtstermin aufgetaucht: Erstens wurde das Gesamt-Bauvolumen der “Arena”-Halle plötzlich auf 60 % reduziert – und damit natürlich deutlich günstiger zu bauen, als die ursprünglich 100 % der von der Wien-Holding erwarteten Größe. Ein Beteiligter zum eXXpress: “Nach der Vergabe war nicht nur das Bieterkonsortium ein gänzlich anderes, sondern auch das Projekt war plötzlich 40 % kleiner. Es ist völlig unmöglich, darin 20.000 Menschen bei einer Veranstaltung zeitgemäß unterzubringen und Großveranstaltungen bei um 70% reduzierten Technik- und Produktionsflächen auch professionell durchzuführen.

Noch ein Punkt beim jetzt von der Stadt Wien ausgewählten Unternehmen sei irritierend, wurde mitgeteilt: Der Business-Plan würde angeblich Fantasie-Zahlen beinhalten,  der geplante jährliche Gewinn der neuen Halle liege sogar weit über der der weltweit erfolgreichsten Großhalle: der O2 Arena in London.

Es werde offenbar ein Geschäftsmodell angestrebt, mit dem sehr viele extrem teure VIP-Tickets verkauft werden können – zum Nachteil der Kapazität für Konzertbesucher mit Karten zu noch leistbaren Preisen. So soll nun der VIP-Bereich sogar auf 4000 Quadratmeter dimensioniert sein.

Die ersten Entwürfe zur "Arena" der Wien-Holding - jetzt ist das Thema vor Gericht.

Weiter Verzögerung bei Mega-Projekt droht

Auch sei die Kostenentwicklung sonderbar, wird kritisiert: Anfangs sprach die Wien-Holding von 750 Millionen Euro, dann wären die Kosten bereits auf eine Milliarde gestiegen – und jetzt würde alles plötzlich um 380 Millionen Euro machbar sein. Interessant dazu auch eine Passage aus einem vertraulichen Papier der Ausschreibung: Nach Erhalt der Baugenehmigung – also in etwa zwei Jahren – hätte der Auftragnehmer vier Monate Zeit für einen Rücktritt von diesem Mega-Auftrag.

Das wird als Schlupfloch gewertet, falls der nun von der Stadt Wien gekürte Bauherr doch keine Investoren für dieses Projekt finden würde: Lässt diese Firma dann den Vertrag platzen, muss die Wien-Holding das ganze Projekt nochmals ausschreiben – der Bau der “Arena” würde sich somit um weitere zwei Jahre verzögern.

Das Management der Wien-Holding gibt sich vor dem aktuellen Gerichts-Termin gelassen. Eine Sprecherin meinte zum eXXpress: “Das kann bei derart großen Bauprojekten immer vorkommen, wir haben Handlungsmöglichkeiten, sofern ein Urteil ergeht.” Sonst wolle man ein laufendes Verfahren nicht näher kommentieren.