Ende April wurden im Gemeindegebiet von Drosendorf vier gerissene Schafe aufgefunden. Die Tiere wiesen eindeutige Bissspuren auf. Inzwischen steht fest: „Bei dem Fall haben wir genetisch festgestellt, dass die Risse durch einen Wolf verursacht wurden, es handelt sich sehr wahrscheinlich um ein Individuum“, erklärt Aldin Selimovic von der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegenüber dem ORF.

Dieser Wolf war bislang in Niederösterreich nicht nachgewiesen worden. „Die genetische Herkunft, die er hat, stammt aus dem Karpatischen Raum. Ob er tatsächlich so eine weite Strecke nach Österreich gemacht hat oder ob sich irgendwo auf dem Weg in die Nachbarländer ein Rudel mit dieser Herkunft etabliert hat, wissen wir im Moment nicht“, so Selimovic.

Keine bekannte Verbindung zu heimischen Rudeln

Die Analysen zeigen, dass es sich nicht um ein Mitglied eines der bereits bekannten Rudel im Bundesland handelt. Diese seien laut Selimovic gut dokumentiert: „Wir haben, was Niederösterreich angeht, im letzten Jahr vier Wolfsrudel bestätigt, bei zwei davon haben wir auch einen Nachweis der Reproduktion. Von diesen vier Rudeln im letzten Jahr haben wir heuer zwei, also die Hälfte, bestätigt.“

Wesentlich schwieriger sei es hingegen, Wanderwölfe ohne feste Bindung zu einem Rudel zu erfassen. Genaue Zahlen seien hier kaum möglich, zumal das Monitoring gerade erst beginne. Dennoch sei davon auszugehen, dass sowohl die Zahl der Durchzügler als auch die Zahl fester Rudel zunehmen werde.

Deutschland verzeichnet Höchststand bei Wolfsvorkommen

Auch in Deutschland setzt sich die Rückkehr des Wolfs fort – und das in einem bislang nicht gekannten Ausmaß. Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz wurden im Beobachtungszeitraum 2023/2024 insgesamt 209 Rudel gezählt – ein Rekord seit Beginn der Wiederbesiedlung zur Jahrtausendwende. Im vorherigen „Monitoringjahr‟ waren es noch 185 Rudel gewesen.

Die natürliche Rückkehr des Raubtiers in seine einstigen Lebensräume stößt dabei nicht nur auf Zustimmung. In Teilen der Landwirtschaft, der Weidetierhaltung und der Jagd regt sich zunehmend Widerstand gegen die unkontrollierte Ausbreitung des Wolfs.