Sah nie die Außenwelt: Familie hielt Mädchen (8) seit Geburt in Haus gefangen
Obwohl es Hinweise auf die Existenz des Mädchens gab, durchsuchten die Behörden nicht das Haus. Jetzt steht aber fest: Ein achtjähriges Kind hat seit seinem ersten Lebensjahr das Haus seiner Familie nicht mehr verlassen. Gegen Mutter und Großeltern ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.
Die Mutter und die Großeltern eines achtjährigen Mädchens haben das Kind mutmaßlich sieben Jahre nicht mehr aus dem Haus gelassen. Besonders traurig: Wahrscheinlich führte Behördenversagen zu einem verlängerten Martyrium des Kindes.
Nachbarn sahen Kind am Fenster
Wie der “Spiegel” berichtet, waren mehrere Male Hinweise von Nachbarn eingegangen, dass sich ein Kind im Inneren eines Hauses befinde, dieses jedoch nie verlasse. Die Mutter hatte sich bereits vor Jahren mit ihrer Tochter von der Wohnadresse im deutschen Attendorn im Sauerland abgemeldet um angeblich nach Italien zu ziehen.
Laut dem Jugendamt war das auch der Grund, weshalb man das Haus nie durchsuchen habe können. Offenbar habe die Mutter vermeiden wollen, dass ihre Tochter Umgang mit ihrem – getrennt von den beiden lebenden – Vater hat. Dieser hatte ebenfalls Anrecht auf Besuchszeit, konnte diese aber nicht wahrnehmen.
"Kind versteht die Welt nicht mehr"
Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Mutter und die Großeltern des Mädchens. Diese hätten dem Kind seine Kindheit geraubt, da es weder in den Kindergarten, noch in die Schule gehen konnte. Essenzielle Grundbedürfnisse des Mädchens seien offenbar ebenso missachtet worden wie grundlegende Kinderrechte auf Bildung, Spielen oder soziale Kontakte. Das alles werde Auswirkungen auf die mentale, psychische oder auch motorische Entwicklung des Kindes haben.
Das Mädchen wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. Sozialpädagogen empfehlen dennoch einen sanften weiteren Kontakt zur Familie, um das Kind nicht zu entwurzeln. “Das Kind versteht die Welt nicht mehr. Es wird sich fühlen wie auf einem anderen Planeten”, sagte eine Psychologin gegenüber dem “Spiegel”.
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