Nun hat das private NGO-Schiff “Ocean Viking” neuerlich 106 Migranten aus dem Mittelmeer geschifft. Es soll die Menschen vor der libyschen Küste in einem überfüllten Schlauchboot angetroffen haben. Das teilte die Betreiberorganisation SOS Mediterranee auf Twitter mit, für die das Schiff seit dem Sommer 2019 im Mittelmeer im Einsatz ist.

 

 

Es ist nicht der erste Transport in dieser Woche. Bereits zuvor hatte die Mannschaft zehn Menschen aufgenommen. Allein im Februar hat “Ocean Viking” rund 420 Bootsmigranten nach Sizilien gebracht.

Absprache zwischen Schleppern und NGO-Schiff?

Schon seit längerem verdichten sich die Hinweise auf eine enge Kooperation zwischen den libyschen Schleppern und dem privaten NGO-Schiff “Ocean Viking”. Die Schlepper scheinen nämlich immer erst dann Rettungsboote auf die hohe See zu schicken, wenn die NGOs vor Ort sind.

So war etwa einen Monat lang von Dezember 2020 bis Jänner 2021 kein einziges NGO-Schiff im Mittelmeer unterwegs. Im gleichen Zeitraum versuchte auch kein einziges Boot mit Migranten das Mittelmeer zu überqueren. Kaum war “Ocean Viking” wieder im Einsatz, fuhren auch schon Boote mit rund 700 Migranten von Libyen los. Ein Teil konnte von der libyschen Küstenwache abgefangen werden, 400 gelangten hingegen an Bord des französischen Schiffs.

 

Das Bürgerkriegsland Libyen ist ein zentrales Transitgebiet für Migranten aus vielen Ländern, die nach Europa aufbrechen. Die Bootsfahrten übers Mittelmeer gelten als brandgefährlich. Die privaten Rettungsaktionen sind politisch umstritten. Meistens werden die Geretteten zunächst nach Italien gebracht, manche NGO-Schiffe erhalten auch die Genehmigung, um in Malta anzulegen. Offiziell starben 2020 mehr als 1200 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Experten gehen von einer höheren Dunkelziffer aus.