Schlechte Impfquote: Minister Rauch will künftig Zahlen verheimlichen
Die Impf-Bereitschaft der Österreicher ist in den vergangenen Monaten markant gesunken. Zufällig – oder gerade deswegen? – hat das Gesundheitsministerium unter Johannes Rauch (Grüne) beschlossen, die Statistik nicht mehr zu veröffentlichen. Auch die Anzahl der Impfdosen, die noch auf Vorrat liegen, wird verheimlicht.
Immer weniger Menschen in Österreich halten sich an die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) zur Corona-Impfung. Das zeigen vom Gesundheitsministerium veröffentlichte Daten. Demnach ist nur noch knapp über die Hälfte der Österreicher gemäß Expertenempfehlung geimpft – das sind 817.000 Menschen weniger als noch im Juli.
Minister Johannes Rauch (Grüne) will die entsprechende Statistik nun einstellen und nur noch die Anzahl der verabreichten Impfdosen veröffentlichen.
Ministerium veröffentlicht Impf-Quoten künftig nicht mehr
Wie viele Menschen der NIG-Empfehlung in Summe folgen und wie viele nicht, wird somit nur noch bis Mitte Dezember öffentlich einsehbar sein. Das Gesundheitsministerium kündigte heute morgen eine neuerliche Änderung der Corona-Statistik an: Demnach erfolgt die tägliche Veröffentlichung der Durchimpfungsrate nur noch bis 15. Dezember. Künftig wird nur noch gemeldet, wie viele Menschen die erste Impfserie abgeschlossen haben (1. und 2. Impfung),, und wie viele darüber hinaus die 3. Impfung (“Grundimmunisierung”) und eine “Auffrischungsimpfung” (4. oder sogar mehr) erhalten haben.
Auf APA-Anfrage begründete das Ministerium die Änderung der Impfstatistik damit, dass die Empfehlungen des Impfgremiums sehr detailliert auf die individuellen Faktoren einzelner Bevölkerungsgruppen abzielten. Anstatt diesen Detailgrad in der Durchimpfungsrate darzustellen, konzentriere man sich nun auf die Impfintervalle. Außerdem wolle man einer “dynamischen Anpassung der Impfquoten” nach geänderten Impfempfehlungen entgegenwirken, sagte ein Ministeriumssprecher.
Durchimpfung von 62 auf 53 Prozent gesunken
Die Impf-Quote ist in den vergangenen Monaten stark gesunken: Aktuell folgten 4,8 Millionen Österreicher dem Aufruf zur Impfung – das sind 53 Prozent. Im Dunkeln bleibt, wie viele Impfdosen in Österreich noch auf Vorrat lagern und wieviele sogar nachbestellt worden sind. Im Budget für das kommende Jahr veranschlagte der Finanzminister jedenfalls 1,2 Milliarden Euro für Ausgaben für Corona-Schutzmaßnahmen. Für Aufregung sorgte auch die Verlängerung der Haltbarkeitsdaten von sieben (!) Millionen Impfdosen, die Rauch erst im Oktober umetikettieren ließ.
Nur Senioren zwischen 65 und 74 halten sich noch an Empfehlung
Interessanter Weise ist der Rückgang bei den älteren Jahrgängen am markantesten: Die Durchimpfung der über 85-Jährigen Personen ist von 84 auf 61 Prozent gesunken, bei den 75- bis 84-jährigen sank die Rate von 84 auf 71 Prozent. Senioren zwischen 75 und 65 halten sich dagegen noch am stärksten an die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums. Hier ist die Durchimpfung mit 72 Prozent am höchsten.
Das Impfgremium hat seine Empfehlungen zur Corona-Impfung zuletzt mehrmals erweitert. So empfehlen die Experten seit Ende August die vierte Impfung ab zwölf statt erst ab 60 Jahren. Für Personen über 60 wurde der Abstand zur 3. Impfung auf vier Monate reduziert. Vor dem Sommer hatte die Auffrischungs-Empfehlung nur für Risikogruppen und Personen im Alter von 65+ gegolten.
Der Minister hat durchaus Potenzial. Jetzt muss er uns noch erklären, warum das ImpfGremium in Ö so ganz andere Empfehlungen abgibt als die Dänen oder (noch besser) die dänischen Empfehlungen übernehmen - dann könnte er sogar ein guter Minister werden. https://t.co/dCXPIB8jSQ
— Marcus Franz (@M_T_Franz) November 15, 2022
eXXpress-Medicus Marcus Franz sprach mit Chefredakteur Richard Schmitt vom österreichischen Sonderweg der Impf-Empfehlung für Kinder, so sei es beispielsweise in den nordeuropäischen Ländern überhaupt nicht mehr üblich, Personen unter 18 Jahre zu impfen.
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