Ein Lokalaugenschein am BG/BRG St. Pölten Josefstraße zeigt, wie sich der schulische Alltag ohne Smartphone verändert – und warum sich viele Jugendliche sogar über die neue Regelung freuen.

Punkt 7:25 Uhr betreten die Schülerinnen und Schüler das Schulhaus – und mit dem ersten Schritt über die Schwelle endet auch die Handynutzung. Die Geräte müssen abgeschaltet oder zumindest in den Flugmodus versetzt sein. Ein bloßes Stummschalten genügt nicht. Was für viele Schulen neu ist, gehört in St. Pölten längst zum Schulalltag.

Zurück zum Gespräch, statt zum Display

Was früher selbstverständlich war, wird heute wieder neu gelernt: das Gespräch untereinander. Schulqualitätsmanager Gunnar Hamann von der Bildungsdirektion Niederösterreich beschreibt die positiven Veränderungen gegenüber dem ORF wie folgt: „Wir erleben bei den Schulen, die das jetzt schon sehr stark gemacht haben, dass das Leben in den Schulen wieder viel lebendiger wird, weil sich die Kinder und Jugendlichen jetzt viel mehr miteinander austauschen.“

Auch bei den Schülern stößt das Verbot auf breite Zustimmung. Jakob Berger meint: „Man ist ja in der Schule und soll sich aufs Lernen und den Austausch mit Freunden konzentrieren.“ Anna-Viktoria Shahinyan ergänzt: „Man kann mit Freunden mehr unternehmen, kommunizieren oder durch das Schulgebäude spazieren.“ Für Franziska Fuchsbauer gehört es zur Pause dazu, „sich ein bisschen zu entspannen und mit Freunden zu reden“.

Oberstufe: Empfehlung statt Pflicht

Für die Oberstufe bleibt das Handyverbot ausgenommen – zumindest außerhalb des Unterrichts. Zwar gilt auch dort das Prinzip: keine Handynutzung während der Unterrichtszeit. In den Pausen hingegen bleibt es den Schülerinnen und Schülern überlassen. Die Schule empfiehlt jedoch, das Smartphone möglichst wenig zu verwenden, um das soziale Miteinander zu fördern.

Digitale Kompetenz bleibt erhalten

Ein Rückfall in analoge Zeiten ist das neue Verbot allerdings nicht. Im Gegenteil: Die kontrollierte Nutzung digitaler Geräte im Unterricht bleibt ausdrücklich erlaubt. „Die Lehrkraft entscheidet im Unterricht, wie und wo das Handy eingesetzt wird. Wir sind ja auch KI-Pilotschule, also wir wollen auch eine dementsprechende Digitalisierung und eine digitale Kompetenz bei den Kindern und Jugendlichen“, betont Direktor Schrittwieser im Gespräch mit dem ORF. Wichtig ist vor allem, dass der Einsatz gezielt und pädagogisch begleitet erfolge – etwa bei Recherchen.

Konsequenzen bei Missachtung

Wer gegen das Verbot verstößt, muss mit einer Ermahnung oder einem Eintrag ins Klassenbuch rechnen – in letzter Konsequenz kann das Handy auch eingezogen werden. In der Praxis sei das aber kaum nötig, berichten Lehrer. Viele Schüler zeigen sich verständnisvoll und arrangieren sich problemlos mit der neuen Regelung.