Sicherheitsproblem für jüdische Mitbürger: Antisemitische Vorfälle häufen sich
Wer in der Nacht auf Allerheiligen den Anschlag auf den jüdischen Friedhof verübt hat, ist noch unbekannt. Feststeht: Der Schaden ist enorm. Leider ist es kein Einzelfall. Mit Blick auf den Anstieg antisemitischer Vorfälle wird einem zurzeit schwindlig. Bisher gibt es 165 bestätigte Fälle. Dieser Trend muss gestoppt werden.
Wer den Anschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs verübt hat, ist noch unbekannt – dafür ist es das Ausmaß des Schadens. Der Vorraum der Zeremonienhalle „ist vollkommen ausgebrannt“, sagte Oskar Deutsch, der Präsident der Israelischen Kultusgemeinde (IKG). „Dort waren auch viele heilige jüdische Bücher. Die sind alle vollkommen verbrannt.“ An die Außenmauern wurden Hakenkreuze gesprayt.
Man könne den Vorfall nicht isoliert sehen, unterstrich Deutsch. Er verwies er auf den Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Überfall der Hamas auf Israel. „Es ist einer von 165 bestätigten antisemitischen Vorfällen seit dem Massaker am 7. Oktober“, hält der IKG-Präsident fest. „Dutzende Vorfälle werden noch von der Antisemitismus-Meldestelle der IKG geprüft.“
Antisemitische Parolen, Entfernung von Israel-Fahnen, Hetzte von Mitschülern
Bisher sind antisemitischen Vorfälle damit in Österreich um 300 Prozent gestiegen. So schlugt etwa am 17. Oktober ein Täter die Auslagenscheibe einer koscheren Fleischerei ein und rief dabei Allahu Akbar.
Hinzu kamen widerliche Hass-Parolen gegen Israel bei Demonstrationen auf dem Stephansplatz. Vor dem Bundeskanzleramt ertönte der Schlachtruf „From the river to the sea, Palestine must be free“ (auf Deutsch: „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina muss frei sein“). Dabei handelt es sich um einen bekannten Schlachtruf terroristischer Gruppen und ihrer Sympathisanten. Gemeint ist die Errichtung eines Staates Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer und damit die Auslöschung des Staates Israel und sammt all seiner Bürger.
Darüber hinaus ereignete sich eine Attacke auf die israelische Fahne vor der Hauptsynagoge in der Seitenstettengasse und dazu “Kill! Kill! Kill!”-Rufe. In Linz wurde vom Alten Rathaus eine Israel-Fahne heruntergerissen. Ein Syrer (14) wurde verhaftet.
Ebenso häuften sich Vorfälle in Schulen. Unter anderem gab es drei Fälle an öffentlichen Schulen, bei denen jüdische Schulkinder durch terrorverherrlichende gleichaltrige Mitschüler eingeschüchtert wurden. Hinzu kamen Shoah-relativierende oder gar Shoah-glorifizierende Hassbotschaften – über das Internet, aber nicht nur dort.
Momentan aufgeheizte Stimmung gegen Juden, doch Oskar Deutsch zuversichtlich
Es werde eine Stimmung geschürt, die offenbar Leute inspiriere, „gegen Juden loszugehen“, sagt Deutsch. Dennoch zeigt sich der IKG-Präsident zuversichtlich: „Jüdisches Leben wird weitergehen.“ Nach dem jüngsten Vorfall werde man gemeinsam mit Sicherheitsfachleuten besprechen, wie es weitergeht.
Beim jüdischen Friedhof geht die Polizei von Brandstiftung aus. Dort „dürfte es schon in den Nachtstunden gebrannt haben“, erläuterte der Sprecher. Der Brand dürfte laut derzeitigen Erkenntnissen an zwei Stellen ausgebrochen sein, was ein starkes Indiz dafür ist, dass der Brand gelegt worden ist.
Kommentare