"Stasi-Methoden": Klinik-Chefin mit versteckter Kamera in Notaufnahme erwischt
Stasi-Methoden in der Klinik Ottakring. Seit Monaten geht das Personal auf die Barrikaden, warnt vor einem Zusammenbruch der Notaufnahme. Die Pflegedirektorin wollte sich selbst ein Bild machen und brachte eine versteckte Kamera an ihrem Kittel an. Die Ärzteschaft ist außer sich. Der Wiener Gesundheitsverband dementiert.
Dunkle Wolken über der Zentralen Notaufnahme (ZNA) der Klinik Ottakring. Sogar mit einem Streik machte das Personal dort bereits auf Missstände aufmerksam. Die Pflegedirektorin wurde eindringlich ersucht, sie möge sich selbst ein Bild der Lage machen. Doch die nahm diesen Appel scheinbar zu wörtlich.
Widersprüchliche Aussagen
Wie die Krone am Samstag aufdeckt, soll die Direktorin ohne vorherige Ankündigung oder schriftliche Einverständniserklärungen mit einer Bodycam am Körper zum Dienst aufgetaucht sein. Die unfreiwillig bei der Arbeit gefilmten wandten sich an die Zeitung. Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) hat die Vorkommnisse unterdessen bereits bestätigt. „Mit dem Videomitschnitt wollte die Pflegedirektorin Content für die Social-Media-Aktivitäten des Wigev liefern. Sie hatte – nach mündlicher Absprache mit den Kollegen, mit denen sie gemeinsam den Dienst absolvierte – zu diesem Zweck für etwa eine Stunde eine Bodycam getragen“, versucht ein Sprecher die Aktion zu rechtfertigen.
Ärztekammer fordert Konsequenzen
Was von der Sache auf jeden Fall bleiben wird, sind große Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Zwar beteuert der Wigev, die Pflegedirektorin sei nur im patientenfernen Bereich des Spitals als Kamerafrau aktiv gewesen – wirklich zu glauben scheint das aber niemand. Mehrere Ärzte berichten laut Krone, sie hätten sie direkt in den Patientenkojen gesehen. Der Vize-Präsident der Wiener Ärztekammer Dr. Stefan Ferenci wir zitiert: „Ich bin bestürzt über derartige Stasi-Methoden. Ich verlange Konsequenzen und klare Bekenntnisse von Stadt und Gewerkschaft.“
Gesundheitsverband widerspricht und weist Vorwürfe auf der Schärfste zurück
Im Laufe des Samstag hat sich schließlich der Wiener Gesundheitsverband eingeschaltet und die Vorwürfe Krone-Artikel „aufs Schärfste“ zurückgewiesen. So wären etwa von der Pflegedirektorin keine Patienten gefilmt worden.
„Fakt ist: Die Pflegedirektorin hat nach Absprache mit dem Pflegeteam der ZNA und insbesondere mit den Pflegepersonen für die Dauer etwa einer Stunde mittels Bodycam Videoaufnahmen im patientenfernen Bereich gemacht. Diese wollte sie für die Recruiting-unterstützenden Social Media Aktivitäten des WIGEV bereitstellen.“ Weil das Aufnehmen von Videomaterial aber genauen internen Regelungen unterliegt und sorgfältiger Vorbereitung bedarf, seien die Aufnahmen nach einem Aufklärungsgespräch „umgehend gelöscht“ worden.
Die Videoaufnahmen seien auch nicht geheim angefertigt worden, sondern vorab mit den Pflegepersonen besprochen worden. Es „wurden keine Patienten aufgenommen. Die Bodycam wurde außerdem gut sichtbar an der Dienstkleidung angebracht getragen.“ Den anonymen Vorwürfen wolle man nun nachgehen.
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