Studien sind mangelhaft: Risiko von Long Covid wurde überschätzt
Eine Analyse im British Medical Journal bemängelt zahlreiche Long-Covid-Studien. Schwächen in Methodik und Definitionen dürften das Ausmaß von Long Covid übertrieben haben. Deutsche Mediziner teilen diese Bedenken.
Nach überstandenen Covid-19-Infektion leiden einige Patienten unter anhaltenden Symptomen, die ihr Leben erheblich beeinträchtigen können. Doch wie viele Menschen sind tatsächlich von diesem Phänomen betroffen? Die gemeldeten Zahlen hierzu schwanken erheblich: Britische Daten aus dem Jahr 2022 deuteten auf 4 Prozent der Infizierten hin, während US-Studien sogar Werte von über 10 Prozent errechneten. US-Forscher haben in einigen Studien jetzt methodische Mängel ausgemacht und eine mögliche Überbewertung der Häufigkeit von Long Covid bemängelt.
Methodische Mängel in Studien zu Long Covid
Wissenschaftler um Vinay Prasad bemängeln im Journal “BMJ Evidence-Based Medicine“ methodische Mängel und fehlende Kontrollgruppen in vielen Studien. Dadurch bleibt unklar, ob die Langzeitsymptome wirklich von Covid-19 verursacht sind.
Besonders problematisch ist eine Metastudie aus dem Dezember 2022, die von 194 Studien zu Long Covid nur 22 mit Kontrollgruppen fand. Die Ergebnisse deuten nur auf geringe Unterschiede in der Symptomhäufigkeit hin.
Am Anfang der Pandemie gab es Verzerrungen bei der Fallauswahl, was milde Fälle übersah. Hinzu kommt die uneinheitliche Definition von Long Covid, etwa durch die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) in den USA.
Gründlichere Forschung gefordert
Die Autoren appellieren an gründlichere Forschung. Deutsche Forscher, wie Andreas Stallmach aus Jena, stimmen zu. Er schätzt, dass etwa 5-6% der Infizierten betroffen sein könnten. Diese Schätzungen beruhen auf Daten von 2020-2021 und berücksichtigen nicht die jüngsten Omikron-Varianten, die weniger Langzeitfolgen verursachen.
Kommentare