Es war gegen 22:00 Uhr, als ein Mann eine Bluttat auf dem “Festival der Vielfalt” in Solingen begann. Als die Menschen ausgelassen feierten, begann plötzlich der Mann – den Zeugen später als arabisch aussehend gegenüber der Polizei beschreiben – auf die Menschen einzustehen. Einigen stach er gezielt in den Hals. Nach seiner blutigen Tat starben drei Menschen (56, 67, 56,), acht wurden verletzt. Zeugen berichteten von “Allahu Akbar”-Rufen.

Für die Polizei war schnell klar: Sie haben es mit einem Anschlag zu tun – sehr wahrscheinlich Terror. Schnell ermittelte man in den Behörden in Richtung IS, also die Terrororganisation “Islamischer Staat”. Doch der Täter flüchtete, warf seine Waffe weg.

Die Polizei suchte stundenlang, setzte Spürhunde ein. Spezialeinheiten verhafteten mutmaßlich einen mutmaßlichen Komplizen in einem Asylheim. Zuvor war auch ein 15-jähriger Kirgise vernommen wurde, weil er scheinbar von der Tat vor der Begehung unterrichtet worden war. Die ganze Jagd auf den Terroristen endete erst, als der Islamist sich selbst stellte (“Ich bin der, den ihr sucht …”) und in einem Polizeiwagen mit Handschellen Platz nahm.

Seitdem steht ganz Deutschland unter Schock, in Solingen ist das Entsetzen zu spüren. Und: Es kommen immer mehr Details ans Licht über den Terroristen und seine blutige Terrortat.

DAS ist der ISIS-Terrorist

Bei dem islamistischen Terroristen handelt es sich um den syrischen Staatsbürger Issa al H. Er ist 26 Jahre alt. Er lebte – in der vom Tatort nahe liegenden – Asylunterkunft an der Goerdelerstraße. Wenige Meter von dem Flüchtlingsheim entfernt hatte er sich stundenlang in dem Hinterhof versteckt.

Die Beamten fanden bei der Suche nach dem Täter eine Jacke, berichtet NIUS. Der Syrer hatte darin seine Geldbörse mit seinen Papieren. Von da ab wussten die Ermittler, WEN sie suchen: Issa al H., der im Jahr 2022 im Zuge der unkontrollierten Migration als Flüchtling nach Deutschland kam.

Zahlreiche Rettungskräfte versuchten die Leben verletzter Menschen zu retten.APA/dpa/Gianni Gattus

Im Jahr 1998 wurde er in Syrien geboren. Konkret: In der syrischen Stadt Deir al-Zor, die als Hochburg des IS galt. Die Stadt hat 300.000 Einwohner, die mehrheitlich sunnitische Muslime sind.

Im Jahr 2011 bricht in Syrien der Bürgerkrieg aus, zu der Zeit ist Issan al. H gerade 13 Jahre alt. Kurz danach kamen islamistische Milizen, darunter der Islamische Staat (ISIS) nach Syrien, wodurch das Land immer wieder Ziel von Terror, Morden und Selbstmordanschlägen wurde. Schließlich kommt al H. 2022 illegal nach Deutschland, beantragt in Bielefeld Asyl. Sein Antrag wird abgelehnt.

Issa al H. hätte jedoch im Jahr 2024 gar nicht mehr in Deutschland sein dürfen. Wie die Welt zuerst berichtete, stand bereits ein Abschiebetermin fest. Er hätte nach Bulgarien abgeschoben werden sollen. Der Syrer hatte sich der Abschiebung entzogen, was zu der Zeit noch in Bielefeld war. Daraufhin tauchte er ein halbes Jahr unter. Dadurch verstrich die sogenannte Übermittlungsfrist zur Abschiebung. Daraufhin erhält er subsidiären Schutz.

Noch Samstagabend hat Issa a. H. gegenüber den Behörden gestanden: Er hat die zwei Männer und eine Frau ermordet, die anderen acht Menschen verletzt. Die tödliche Waffe hatte er laut der Zeitung Bild einfach aus einem Messerblock genommen. Seine Klinge hatte eine Länge von 15 bis 20 Zentimetern.

Sonntagmittag traf ein Spezialkommando in Solingen ein, um den Syrer in Fußketten und Handschellen nach Karlsruhe zum Bundesgerichtshof zu bringen. Der Bundesanwalt ließ ihn einfliegen.

Wann radikalisierte sich Issa al. H.?

Nach Informationen der Zeitung Welt wäre er polizeilich unauffällig bisher gewesen. Zuvor hätte kein Extremismus-Verdacht bei den Behörden vorgelegen. Doch ganz offensichtlich muss er Kontakte zu der Terrororganisation ISIS gehabt haben. Ermittler prüfen, ob er Komplizen der Terrormiliz hatte. Wann und wie genau sich Issa al. H. radikalisierte, ist bisher noch unklar.

Samstagabend – bevor H. sich stellte – tauchte ein Bekenner-Schreiben der Terror-Medienagentur des Islamischen Staates (ISIS) auf. Darin heißt es: Der Angreifer sei ein “Soldat des Islamischen Staates” und habe eine “christliche Versammlung” angegriffen und den Angriff “aus Rache für die Muslime in Palästina und überall” durchgeführt. Die Meldungen der ISIS-Agentur sind glaubwürdig.

Brisant: Es ist das ERSTE Schreiben einer Selbstbezichtigung von ISIS für eine Terror-Attacke in Deutschland seit 2016 – also seit dem schrecklichen Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Der IS-Terrorist Anis Amri ist damals mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei kamen 13 Menschen ums Leben, unzählige wurden verletzt.