Wildtiere leiden unter Wander-Boom: Jägerschaft und Bundesforste fordern mehr Umsicht in den Wäldern
Immer mehr Menschen stürmen in der Pandemie die Wälder, ohne Rücksicht auf Natur und die Wildtiere zu nehmen. Teilweise mit verheerenden Folgen.
Ein tragischer Vorfall ereignete sich vergangenes Wochenende im niederösterreichischen Sooß. Eine tragende Hirschkuh samt Kalb wurde von den zahlreichen Wanderern, ihren freilaufenden Hunden sowie Mountainbikern so sehr verschreckt, dass sie in kopfloser Panik den Wald verließ und in die Weingärten flüchtete. Dabei rannte sie immer wieder gegen Spanndrähte und Unterstützungspfeilern, bis sie schließlich erschöpft zusammen gebrochen ist. Wie sich herausstellte, hätte die Kuh zwei gesunde Kälber zur Welt gebracht. „Ich musste im Beisein der Polizei, um jede Gefahr für umstehende ‚Zuschauer‘ zu vermeiden, sowohl die Hirschkuh wie auch ihr Kalb mit je einem Schuss von ihren Leiden erlösen. Das ist unwürdig und den Tieren gegenüber mehr als respektlos“, ärgert sich Josef Buchart, Jagdleiter in Sooß.
Mehr Disziplin in den Wäldern dringend notwendig
Einen wahren Run auf die Wälder seit den Lockdowns bemerken nicht nur die Jägerschaft sondern auch die Bundesforste. Pressesprecherin Pia Buchner: „Allein im Wiener Wald sind jährlich rund 20 Millionen Menschen unterwegs. Durch Corona kann man vom Doppelten ausgehen.“ Diese Überfüllung der Wälder bringe laut Buchner zusehends Probleme mit sich, da das Wissen über die Natur und die Tiere abnehme. Das bestätigt auch Buchart: „Der Landesjägerverband hat Verhaltensregeln aufgelegt, aber nur ein geringer Prozentsatz der Besucher hält sich auch daran.“ Aus diesem Grund kommt es zusehends zu dramatischen Vorfällen, wie vergangenes Wochenende.
Buchner und Buchart appellieren beide an die Erholungssuchenden, sich an die Regeln zu halten. „Die Bundesforste veranstalten im Frühjahr wieder Aktionstage vor Ort, um Bewusstsein für das Verhalten in und mit der Natur zu schaffen und die Regeln zu kennen.“
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