Israels Sonderbeauftragte für den Kampf gegen den Antisemitismus, die ehemalige Knesset-Abgeordnete Michal Cotler-Wunsh, sieht die Lage in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten als weniger schlimm an. „Hier hat man in mancher Hinsicht sogar einen Vorsprung”, sagte sie im Interview mit dem Kurier (Samstag-Ausgabe). Sie verwies auf das Bekenntnis Österreichs zur Definition des Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).

„From the river to the sea“: Ein Fall von Antisemitismus

Darin wird nicht nur direkter Judenhass, sondern auch die Delegitimierung, Dämonisierung und Anwendung von doppelten Standards gegenüber Israel als antisemitisch anerkannt und dagegen vorgegangen. „Wenn Sie in der Lage sind, alle Formen von Hass, in diesem Fall von Antisemitismus, zu identifizieren, dann können Sie ihn auch bekämpfen”, betonte Cotler-Wunsh. Kritik an israelischen Politikern und an der Politik sei kein Antisemitismus. Antisemitismus sei vielmehr die Delegitimierung von Israels Existenzrecht – etwa mit Slogans wie ,from the river to the sea’.

Die Israelische Kultusgemeinde hatte im Vorjahr in Österreich 1.520 antisemitische Vorfälle gemeldet – das waren um 32 Prozent mehr als 2023, wo die Übergriffe ohnehin schon im Vergleich zu 2022 um 60 Prozent gestiegen waren. Cotler-Wunsh: „Was wir seit dem 7. Oktober sehen, ist ein Tsunami des Antisemitismus auf der ganzen Welt. Und das als Antwort auf einen Mehrfrontenkrieg, der offen beabsichtige, den Staat Israel auszulöschen – durch völkermörderischen Terror der Hamas, der Houthi, der Hisbollah und den Iran.”