Van der Bellen war heute voll des Lobs für Selenskyj und dessen Land. Im Rahmen einer Pressekonferenz sagte er: „Die Menschen der Ukraine wollen keine russischen Untertanen sein, sie kämpfen für ihre Freiheit.” Es gehe darum, dass ein Land sein Wertesystem selbst wählen dürfe. „Diesen Kampf führt die Ukraine nicht nur für sich selbst, sondern für ganz Europa, auch für uns. Dafür danke ich Ihnen“, sagte er gegenüber Selenskyj.

Van der Bellen richtete in diesem Zusammenhang auch einen eindringlichen Appell an die Adresse von Kremlchef Wladimir Putin: „Beenden Sie diesen Krieg!“ Selenskyj sei bereit für einen Frieden, dieser könne aber nicht ohne Russland zustande kommen, so Van der Bellen, der diesbezüglich an die Invasion Russlands am 24. Februar 2022 erinnerte.

„Russland ist der Aggressor“, betonte er. Auf die kritische Frage, ob Selenskyjs Besuch nicht die Neutralität Österreichs verletzen könnte, empfahl der Bundespräsident, das Neutralitätsgesetz aus dem Jahr 1955 zu lesen. „Es ist sehr kurz“, so Van der Bellen.

Wolodymyr Selenskyj (li.), seine Gattin Olena Selenska umarmt mit Österreichs First Lady Doris Maria Schmidauer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen IMAGO/SEPA.Media

Selenskyj spricht nach Amoklauf in Graz sein Beileid für Österreich aus

Selenskyj seinerseits bekundete im Namen seines Landes zunächst sein Beileid im Hinblick auf den Amoklauf in Graz. Unter Hinweis auf die anhaltenden russischen Angriffe auf die Ukraine, sagte Selenskyj, dass die Ukraine alles unternehmen wolle, um diesen Krieg zu stoppen. Die dafür notwendigen Schritte seien ein „Waffenstillstand, ehrliche Diplomatie und eine Garantie der dauerhaften Sicherheit“. Sein Zusatz: „Derzeit haben wir das aber nicht“.

Er erklärte hierbei auch, dass der Krieg “nicht nach einem Ultimatum und nicht um den Preis der Unabhängigkeit der Ukraine“ beendet werde.

Hinsichtlich des heute beginnenden G-7-Gipfels in Kanada forderte Selenskyj, den Druck auf Russland durch weitere Sanktionen, etwa gegen russische Energieträger wie Erdöl, zu erhöhen. Der ukrainische Präsident zeigte sich auch zuversichtlich, dass die USA weiter Waffen an Kiew liefern werden. „Wir reden mit Trump über Militärhilfe und Waffen, die wir bereit sind zu kaufen.“

In Sachen USA sagte Selenskyj auch, dass man daran arbeiten müsse, das Bündnis zwischen den Amerika und Europa nicht zugrunde gehen zu lassen. „Keiner kann einer Union aus EU und USA Widerstand leisten. Deshalb sind wir an einer starken Bindung sehr interessiert“, so der ukrainische Präsident.

Bundeskanzler Christian Stocker und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in WienIMAGO/Steinsiek.ch

Auch Stocker versichert: Österreich werde weiter an der Seite der Ukraine stehen

Nach seinem Treffen mit Van der Bellen war Selenskyj zu Gast im Bundeskanzleramt. Dort versicherte auch Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), dass Österreich weiterhin auf der Seite der Ukraine stehen werde. Alle wollten ein Ende dieses Krieges, am allermeisten die Menschen in der Ukraine, sagte er. Man unterstütze alle Initiativen, die zu einem Waffenstillstand und zu einem nachhaltigen und gerechten Frieden führten.