
Vatikan im Umbruch: Europas Macht in der Kirche bröckelt
Europa verliert seinen Einfluss im Vatikan: Erstmals stellen nicht-europäische Kardinäle die Mehrheit im Konklave. Bei der Wahl des nächsten Papstes könnte damit ein globaler Kurswechsel bevorstehen.
Noch immer steht der Petersdom in Rom – doch die Vormachtstellung Europas in der katholischen Kirche gehört zunehmend der Vergangenheit an. Von den weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken leben nur noch rund 286 Millionen in Europa. Die dynamischsten und zahlenmäßig stärksten Gemeinden befinden sich längst in Lateinamerika, wo heute mehr als 40 Prozent aller Katholiken zu Hause sind. Auch in Afrika und Asien wächst die katholische Bevölkerung rasant – ganz im Gegensatz zu den schrumpfenden Zahlen in Europa.
Papst Franziskus hat diese Entwicklung ernst genommen und in seiner Amtszeit bewusst auf eine weltkirchliche Perspektive gesetzt. Anders als seine Vorgänger setzte er nicht auf eurozentrische Strukturen, sondern berief gezielt Kardinäle aus Regionen, die bisher wenig Einfluss im Vatikan hatten. Damit veränderte er auch die Zusammensetzung des Gremiums, das den nächsten Papst wählt – und das ist kein kleiner Schritt.
Wohin entwickelt sich die Kirche?
Beim aktuellen Konklave sind die europäischen Kardinäle zum ersten Mal in der Minderheit. Die Mehrheitsverhältnisse sprechen dafür, dass ein von Franziskus ernannter Kirchenmann gute Chancen auf die Nachfolge hat. Ob dieser jedoch den eingeschlagenen Reformkurs weiterführt, ist keineswegs sicher. Die Spannungen zwischen liberalen und konservativen Kräften innerhalb der Kirche bestehen fort, ebenso wie die Frage, welche Richtung die Weltkirche nach Franziskus einschlagen wird.
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