Nach langem Zögern hat die vatikanische Medienabteilung Bilder des Priesters und Mosaik-Künstlers Marko Rupnik (70) von den Internetseiten der Vatikanmedien entfernt, wie Kathpress meldet. Einige seiner Bilder mit biblischen Themen waren noch bis zum Pfingstwochenende als Illustrationen zu einem liturgischen Veranstaltungskalender auf Vatikan-Seiten zu sehen. Inzwischen wurden sie stillschweigend durch andere Kunstwerke ersetzt.

Gegen den aus Slowenien stammenden früheren Jesuiten, der in Rom das “Centro Aletti” begründete und viele Jahren in der italienischen Hauptstadt lebte, hatten mehrere Ordensfrauen schwere Vorwürfe erhoben. Im Kern ging es um die Ausnützung des geistlichen Amts für sexuelle Verführung. Solche Handlungen sind laut Kirchenrecht sündhaft, aber keine Straftaten. Auch im staatlichen Strafrecht gibt es keine Handhabe dagegen.

Rupnik war vorübergehend exkommuniziert

2019 handelte sich Rupnik die vorübergehende Strafe der Exkommunikation ein, weil er eine der betroffenen Frauen in der Beichte von den gemeinsam begangenen Sünden kraft seiner priesterlichen Vollmacht losgesprochen hatte. Im Juni 2023 wurde Rupnik wegen anhaltender Gehorsamsverweigerung aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen; seither lebte er als Priester mit offiziellem Sitz in Slowenien. Ein gegen Rupnik anhängiges kirchliches Strafverfahren wurde im Oktober 2023 auf Anordnung des damaligen Papstes verlängert.

Der aus dem Jesuitenorden kommende Papst Franziskus (2013-2025) hatte über Jahre ein Bild Rupniks in seiner vatikanischen Wohnung. Wie er zu den Anschuldigungen gegen den früheren Mitbruder stand, teilte er nicht öffentlich mit. Zuletzt hatte er Rupnik 2022 privat empfangen.

Debatte über den Umgang mit Rupniks Werken

Die andauernde Präsenz von Kunstwerken Rupniks in vielen Kirchen zahlreicher Länder sowie auf vatikanischen Internetseiten und in kirchlichen Druckerzeugnissen sorgte wiederholt für Debatten. Noch im Juni 2024 verteidigte der Leiter der vatikanischen Kommunikationsbehörde, Paolo Ruffini, die Entscheidung zur Beibehaltung der Kunstwerke.

In manchen Kirchen, deren Fassaden oder Innenräume Rupnik mit seinen Werken ausschmückte, wurden diese nach Bekanntwerden der Vorwürfe verhängt. In anderen Gebäuden sind sie weiterhin zu sehen. Die Gegner einer Beseitigung verweisen darauf, dass Rupniks Schuld bisher nicht sicher erwiesen sei. Zudem müsse man unterscheiden zwischen dem Lebenswandel eines Künstlers und dem künstlerischen Wert seiner Werke.

"Täterkunstwerke" im Visier

Kritiker verweisen darauf, dass Opfer von klerikalem sexuellem Missbrauch unter der fortwährenden Sichtbarkeit von “Täterkunstwerken” litten. Unter anderem hatte sich der Leiter der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O’Malley, unter Hinweis auf pastorale Klugheit und Sensibilität für Belange der Betroffenen für eine Entfernung der Werke Rupniks ausgesprochen.

Papst Leo XIV. empfing O’Malley und die von ihm geleitete Kommission am vergangenen Donnerstag zu einer langen Unterredung im Vatikan. Wenige Tage später verschwanden Rupniks Bilder von den vatikanischen Internetseiten.