Eine interessante parlamentarische Anfrage stellte FPÖ-Abgeordnete Rosa Ecker an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zur Entwicklung von Straftaten unter Einsatz sogenannter K.O.-Tropfen. Nun hat der Innenminister geantwortet – und das Ergebnis ist erschreckend. So  ist die Zahl dieser Delikte erneut gestiegen. Im Jahr 2024 wurden österreichweit 150 derartige Straftaten registriert. Besonders betroffen ist Wien, mit 92 Fällen, darunter 61 Vergewaltigungen.

Vergewaltigungen dominieren

Das Innenministerium liefert auch konkrete Zahlen: In 110 Fällen ging es um den Verdacht auf Vergewaltigung, in 40 Fällen um Raub oder schweren Raub. 109 Opfer waren weiblich, darunter 25 minderjährige Mädchen. Auch 43 Männer wurden Opfer – zehn davon im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen.

Interessant: Das Bundeskriminalamt bestätigt, dass die verwendeten Substanzen nicht nur klassische K.O.-Tropfen wie GHB (bekannt als Liquid Ecstasy) umfassen, sondern auch Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine oder Barbiturate. Alkohol wurde in der Statistik allerdings nicht berücksichtigt.

Wien ist trauriger Spitzenreiter

Wie bereits erwähnt, bleibt die Bundeshauptstadt mit 92 Anzeigen Hotspot, das sind 17 mehr als noch im Jahr 2023. Tirol  mit 14 Anzeigen und Oberösterreich mit 12 Fällen folgen mit deutlichem Abstand. In Niederösterreich wurden sechs Fälle verzeichnet, in der Steiermark sieben. Das Schlusslicht bildet Vorarlberg mit zwei Anzeigen wegen Vergewaltigung.

Wie viele Täter tatsächlich verurteilt wurden, bleibt allerdings unklar. Das Justizministerium erklärte gegenüber der APA, dass bei Verurteilungen nicht erfasst wird, ob Betäubungsmittel eingesetzt wurden. Die Verabreichung sei zwar strafrechtlich relevant, werde aber nur selten gesondert dokumentiert – zum Beispiel im Rahmen einer Körperverletzung.

Keine Kosten für K.O.-Tropfen-Kampagne entstanden

Ebenfalls Auskunft gibt das Innenministerium über die Prävention. Trotz der steigenden Zahlen wurden 2024 keine zusätzlichen Mittel für Kampagnen oder Präventionsprojekte bereitgestellt, wie aus der Anfragebeantwortung hervorgeht. Das Ministerium verweist auf bestehende Programme wie „Under 18“, ein bundesweites Jugendprojekt mit Workshops und Vorträgen. Diese Maßnahmen seien auch 2024 fortgeführt worden, ohne zusätzliche Kosten. Auch lokale Initiativen, wie die #notyourfault-Kampagne in Linz, sollen das Bewusstsein schärfen. Der Slogan: „Schuld ist nie das Opfer“.

Viele Fälle bleiben im Dunkeln

Ein großes Problem in der Causa sind die kaum nachweisbaren Spuren. Die verwendeten Substanzen sind meist geruchs- und geschmacklos und die Symptome – euphorisches Verhalten, später starker Kontrollverlust und Erinnerungslücken – treten schleichend ein. Nach nur wenigen Stunden sind viele Stoffe nicht mehr im Blut nachweisbar.

Daher gehen Experten von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Oft würden Opfer den Vorfall auf Alkoholkonsum oder Eigenverschulden zurückführen – oder gar nicht zur Anzeige bringen.