Virologe Streeck: "Können die Pandemie nicht wegimpfen"
Impfpflicht. Bei diesem Wort gehen die Wogen hoch. Während auch in Deutschland immer lauter über den verpflichtenden Nadelstich gegen Corona diskutiert wird, melden sich immer mehr Experten mit Zweifeln zu Wort. Vor allem angesichts der vielen Mutationen könnten Impfungen ihre Wirksamkeit verlieren.
Was in Österreich bereits beschlossen ist, wird auch von vielen deutschen Politikern immer vehementer gefordert eine allgemeine Impfpflicht. Und die am besten gleich. Für CDU-Ministerpräsident Daniel Günther ist diese gar der „einzige Weg“, dauerhaft Grundrechtseinschränkungen in anderen Bereichen zu ersetzen, erklärte er in einer TV-Talkshow.
Der Grüne Boris Palmer hätte gar „die Schnauze voll“. Bei Markus Lanz erklärt er: „Wir tauschen alle alten Regeln ein und ersetzen sie durch eine einzige neue Regel: Alle müssen geimpft sein. Versteht jeder“, so Tübingens Oberbürgermeister
"Werden auch im nächsten Jahr eine Welle haben"
Einspruch kommt von einem Virologen. Hendrik Streeck, Virologe der Universität Bonn sowie Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung, hält dagegen: „Wir können dadurch aber nicht die Pandemie wegimpfen“. Das sehe man sehr deutlich mit der Variantenentwicklung. Und er liefert eine düstere Prognose ab: „Wir werden auch im nächsten Jahr wieder eine Welle haben.“
Auch einen weiteren Fehler in der Argumentation der Impfpflicht-Befürworter will er ausgemacht haben: „Ein Fehler in meinen Augen in der Kommunikation war von Anfang an zu sagen: Wir haben einen Schutz vor der Infektion. Es ist ein Fremdschutz, wir kriegen eine Herdenimmunität. Das haben wir ja nicht. Die einzelne Person schützt sich selber, macht was zur Gesundheitsvorsorge.“
Genesenenstatus wird nicht richtig berücksichtigt
Weiterer Kritikpunkt an der Impfpflicht: Der Genesenenstatus. „Wir behandeln den sehr stiefmütterlich“, erklärte Streeck. „Obwohl wir eigentlich von den Studien her wissen, dass im Durchschnitt Reinfektionen nach 300 Tagen auftauchen.“ Genesene hätten einen sehr guten Schutz vor einem schweren Verlauf, die Reinfektion tauche im Vergleich nach der Impfung selten auf. Daher seine Forderung: Impfstatus und Genesenenstatus müssten gleichgestellt werden.
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