Andreas Tögel: Warum die "Neuverteilung der Arbeitszeit" Unfug ist
Die Arbeiterkammer verlangt kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn. eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel erklärt, warum das gerade jetzt keine so gute Idee ist.
Bei der weit verbreiteten Ansicht, der wirtschaftliche Nutzen des einen resultiere aus dem Schaden des anderen, handelt es sich um eine fatale Fehleinschätzung. Dass Die Wirtschaft kein Nullsummenspiel ist, beweist ein Blick auf die seit den liberalen Reformen Deng Xiaopings zu Beginn der 1980er-Jahre erfolgte Wohlstandsentwicklung in der Volksrepublik China. Ein großer Teil der Bevölkerung kam dort seither zu Wohlstand – ohne dabei andere ins Elend zu stürzen. Eine freie Wirtschaftsordnung nutzt, entgegen dem vielfach widerlegten marxistischen Ausbeutungsmantra, allen Beteiligten.
Eng mit der Idee von der Wirtschaft als Nullsummenspiel ist die Vorstellung verwandt, durch eine egalitäre Verteilung von Arbeit könnte der Wohlstand gerechter verteilt werden. Dafür indes gibt es keinen Beleg. Die Arbeiterkammer macht sich soeben für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich stark, also für eine Verteuerung der Arbeitskraft. Durch eine „Neuverteilung der Arbeitszeit“ könnten, nach Meinung von Silvia Hruska-Frank, der Leiterin der AK-Abteilung für Sozialpolitik, Jobs für Arbeitslose geschaffen werden. Ihr nobelpreisverdächtiger Plan sieht vor, durch eine Reduktion der Arbeitszeit auf 80 Prozent, aus derzeit vier Stellen künftig fünf zu zaubern. Außerdem prophezeit sie, dass dadurch die Produktivität gesteigert würde, leider ohne zu erläutern, auf welch magische Weise das passieren soll. Dass die Arbeitszeitverkürzung mit einem „vollen Lohnausgleich“ einhergehen soll, verleiht dem ambitionierten Plan einigen Charme: Müßiggang würde sich dadurch so richtig auszahlen.
Die Kuchen-Illusion der Linken
Linke Gleichheitsfanatiker sind seit den Tagen Karl Marx´ von der der Überlegenheit ihrer Ideologie und von der Zwangsläufigkeit deren Endsiegs überzeugt. Wenn sie es wollen, dann fließen die Flüsse bergauf und die der Menschheit seit ihrer Vertreibung aus dem Garten Eden auferlegte Knappheit verschwindet auf Kommando. In der Realität aber hängt der Wohlstand an der Produktion – und zwar ungeachtet der daran beteiligten Personenzahl. Dass Mangel nicht die Folge ungerechter Verteilung, sondern mangelnder Produktion ist, scheint für linke Gleichheitsapostel ein in alle Ewigkeit unergründliches Mysterium zu sein. Wer die Grundrechnungsarten beherrscht, wird allerdings nicht um die Einsicht herumkommen, daß es niemanden voranbringt, einen gegebenen Kuchen auf eine größere Zahl von Menschen aufzuteilen.
Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist gegenwärtig eine Steigerung des Outputs der Unternehmen gefragt, sicher nicht die „bessere“ Verteilung der Arbeit. Doch die Produktion ist – ceteris paribus – durch eine Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich nicht zu steigern. Ganz im Gegenteil. Man darf ja die durch eine Belegschaftsvergrößerung bedingten Mehrkosten nicht vergessen, die den hierzulande extrem hohen Lohnnebenkosten geschuldet sind.
Die totale Verengung des Blicks der AK auf die Interessen der derzeit bedauerlicherweise Arbeitslosen, darf nicht dazu führen, den Faktor Arbeit mit noch weiteren Kosten zu belasten. Damit würde der nach der pandemiebedingten Krise nötige Neustart mutwillig in Gefahr gebracht.
Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.
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