
Warum Politiker den Bezug zum Volk verlieren: Macht schadet dem Gehirn
Man mag es gerne glauben, was Forscher nun auch mit Studien belegen können: Macht schadet dem Gehirn. Oft leiden mächtige Menschen am Hybris-Syndrom, bei dem die Persönlichkeit durch Macht negativ beeinflusst wird. Dadurch verlieren Mächtige den Bezug zur Realität und die Empathie. Weit verbreitet in der Politik, wie in Führungsetagen.

Was die Wissenschaft nun belegt, erfahren Menschen täglich am eigenen Leib. Das sogenannte Hybris-Syndrom, das in Verbindung mit Macht eine Störung im Gehirn auslöst, ist vor allem in Führungsetagen und in der Politik weit verbreitet. Die Medizin zählt zum Hybris-Syndrom 14 Merkmale, zu denen unter anderem der Verlust des Kontaktes zur Realität zählt, Selbstgefälligkeit, Ruhelosigkeit, Rücksichtslosigkeit, Empathielosigkeit, Desorientierung, oder offensichtliche Verachtung gegenüber anderen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Diese Menschen sind auch nicht durch die Verzweiflung anderer zu beeindrucken. Ein: „Wollen Sie uns verarschen?“, bei einer Kongressanhörung des US-Banken-Managers John Stumpf, ließ diesen völlig kalt. Nichts konnte ihn wachrütteln.
Es gibt viele Nebenwirkungen in gehobenen Positionen
Das Magazin „theatlantic“ schrieb dazu: Wenn Macht ein verschreibungspflichtiges Medikament wäre, hätte sie eine lange Liste bekannter Nebenwirkungen. Sie kann berauschen. Sie kann korrumpieren. Sie kann sogar Henry Kissinger glauben lassen, dass er sexuell magnetisch ist. Aber kann sie auch Gehirnschäden verursachen?
Das "Spiegeln" – der Eckpfeiler für Empathie – schwindet
Die Wissenschaft sagt Ja. So hat der Neurowissenschaftler Sukhvinder Obhi durch Untersuchungen an mächtigen und nicht mächtigen Gehirnen festgestellt, dass Macht einen bestimmten neuronalen Prozess, das „Spiegeln“, beeinträchtigt. Das ist aber ein Eckpfeiler der Empathie. Studien an Studenten ergaben: Die Gruppe, die nicht mächtig war, agierte ganz anders, konnte viel besser das Gegenüber „lesen“, hatte also Empathie. Jene Gruppe, der vorher eingeredet wurde, mächtig zu sein, schnitt diesbezüglich viel schlechter ab.
Wichtig ist ein Korrektiv – wie es einst Winston Churchill hatte
Glücklich, wer mächtig ist und ein Korrektiv hat. So wie es zum Beispiel Winston Churchill in seiner Frau Clementine hatte. Sie schrieb in einem Brief die mutigen Zeilen: „My Darling Winston. Ich muss gestehen, dass ich eine Verschlechterung deines Verhaltens bemerkt habe. Du bist nicht mehr so freundlich wie früher.“ Das war nicht als Beschwerde zu verstehen, sondern als Warnung, denn davor wurde ihr zugetragen, dass sich ihr Mann gegenüber Untergebenen „so verächtlich“ verhalten hatte.
Für das Umfeld eines Mächtigen, der kein Korrektiv hat, wie ganz offensichtlich viele Politiker, ist es nicht so gut bestellt. Denn so bemüht die Forscher auch sein mögen, ein baldiges Heilmittel für diese Krankheit ist nicht in Sicht.
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