Was bisher verschwiegen wird: Die Angst vieler Migranten vor der Impfung
Es ist ein Tabuthema, das in Österreich gerne unter den Teppich gekehrt wird: Migranten sind besonders häufig ungeimpft. Dabei spielen vor allem viele unbegründete Ängste und Religion eine Rolle. Hartnäckig hält sich unter Muslimen der Glaube, die Spritze würde unfruchtbar machen.
In Deutschland spricht nun die „Welt“ offen an, was hierzulande auch der eXXpress bereits berichtete: Ungeimpfte Migraten tragen nicht unwesentlich zur Pandemie bei. Ein Wiener Arzt erzählte uns, dass in seiner Praxis in Favoriten vor allem Zuwanderer sehr schwer von der Impfung zu überzeugen seien. Ähnliche Beobachtungen macht Nicolai Savaskan, der Leiter eines Gesundheitsamts in der deutschen Hauptstadt Berlin. 44 Prozent der Einwohner von Neu-Köln haben Migrationshintergrund.
Bei Gesprächen, zumal in migrantischen Communitys, seien ihnen immer wieder diese Gerüchte begegnet: Die Langzeitfolgen der Impfung seien nicht abschätzbar, Moderna sei schlechter als Biontech – und auch: Die Impfung könne Frauen unfruchtbar machen. Um die Skeptiker zu erreichen, auch junge Frauen, gab es in Neukölln mehrmals Impfaktionen, in Wohngebieten und einer Moschee. Mit mäßigem Erfolg allerdings. Die niedrigschwelligen Angebote lockten Skeptiker nicht aus der Reserve, heißt es in der „Welt“.
"Die meisten lassen die Finger davon"
Vor allem die Angst vor der Unfruchtbarkeit sei es, die sich besonders hartnäckig halten würde. Der Artikel zitiert eine Muslimin aus Köln, Mitte 30, Mutter von drei Kindern, vor knapp 20 Jahren aus der Türkei gekommen. Streng gläubig nennt sie sich, Familie sei ihr wichtig. Sie lasse sich nicht impfen, der Impfstoff sei zu wenig erforscht. Und ja, eine Sorge sei auch, durch die Impfung keine weiteren Kinder bekommen zu können. Woher ihre Befürchtung kommt? Ihre Mutter und ihre Großmutter in der Türkei seien auch nicht geimpft, auch viele Freundinnen in Köln nicht. „Wir reden viel miteinander, die meisten sagen, lass lieber die Finger davon.“
29 von 30 sind ungeimpft
Doch es gibt freilich sogar noch ganz andere Verschwörungstheorien. Der Psychologe Kazim Erdogan gründete im Bezirk einen Selbsthilfeverein für türkischstämmige Männer und erhielt 2012 das Bundesverdienstkreuz. Er berichtet vom Glauben einiger Migranten, „dass die Impfung eine Taktik der Amerikaner und Europäer sei, um Muslime zu töten.“
Erdogan sagt, in seiner Selbsthilfegruppe seien von 30 Männern 29 ungeimpft. Den Typus des hartnäckigen Leugners unter Migranten erklärt er so: „Wenn jemand nicht in Deutschland angekommen ist und sich sagen muss, aus mir ist nichts geworden, sucht er Gründe – aber nicht bei sich.“ Dann entstehe „das teuflische Viereck: Nationalismus, strenge Religiosität, traditionalistische Lebensweise, Druck des Milieus“.
Verschwörungstheorien im Netz
Wie auch bei heimischen „Kritikern“ der Corona-Maßnahmen samt Impfung spielt auch unter Migranten das Internet eine große Rolle. Der salafistische Prediger Abdul Baraa etwa, den der Verfassungsschutz im Visier hat, sagte in einem YouTube-Video im Mai: „Die neue Impfung, wenn du mich fragst: Wer weiß, was da drin ist?“ Das Video klickten gut 46.000 Menschen an. Die Wirkung solcher Botschaften lässt sich nicht messen, aber an Beispielen erzählen. Gizem B. etwa, eine Muslima aus Gelsenkirchen, sprach im März im WDR-Fernsehen von ihrer Angst vor Unfruchtbarkeit. Ihre Sorge, sagte sie, habe sie aus sozialen Netzwerken.
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