FFP2-Maske, Polizeikontrollen: So streng wird der Coronaherbst für Ungeimpfte
Am Mittwoch ist Stichtag für die nächsten Schritte in Sachen Pandemiepolitik in Österreich: Direkt im Anschluss an den ersten Coronagipfel nach der Sommerpause verkünden Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vize Werner Kogler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein was künftig in Sachen Maskenpflicht, Tests und G-Regelung gelten wird.
Der Corona-Gipfel der Bundesregierung mit Experten und den Landeshauptleuten hat am Mittwoch früh am Morgen gegen 8.30 Uhr begonnen. Im Anschluss an die Konferenz, bei der Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Wener Kogler, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Co. über den neuen Stufenplan für den Herbst und die Details der Pandemiepolitik in Österreich beraten.
Die Maßnahmen und der Stufenplan im Überblick:
(Die jeweiligen Aussagen aus der Pressekonferenz finden Sie im weiteren Verlauf des Artikels, Anm.)
Zurück zur FFP2-Maske
Die erste Säule des strengen Maßnahmenplans für den Herbst, die noch vor Start der Pressekonferenz an die Öffentlichkeit gedrungen ist, betrifft die Maskenpflicht: Wir kehren zurück zur FFP2-Maske, und zwar schon sehr bald. Ab Mitte kommender Woche, konkret ab 15. September, soll überall dort, wo derzeit der normale Mund-Nasen-Schutz reicht, wieder die FFP2-Maske getragen werden.
Wie erwartet verkündet Mückstein einen neuen Stufenplan, der genau festlegt, ab welcher Auslastung der Intensivbetten – der neue bestimmende Faktor in der Pandemiebekämpfung, welcher die Sieben-Tages-Inzidenz ablöst – welche Maßnahmen in Kraft treten sollen: Bei 10 Prozent – und dieser Wert wird bereits ab 15. September erwartet – soll die Gültigkeit von Antigengests auf nur noch 24 Stunden herabgesetzt werden. Zudem gilt ab Mitte September eine FFP2-Empfehlung für alle im Handel, für Ungeimpfte soll sie gar verpflichten geltend. Bei Veranstaltungen ab 25 Personen gilt die 3G-Regelung in Kraft.
Weiter verschärft wird ab einer Auslastung der Intensivbetten von 15 Prozent: Ab diesem Zeitpunkt sollen nur noch “2G” (geimpft/genesen) als Eintrittsticket in die Nachtgastronomie sowie bei größeren Veranstaltungen gelten.
Bei einer Auslastung von 20 Prozent sollen “2,5G” (geimpft/genesen/PCR-Test) überall dort gelten, wo jetzt die 3G-Regel gilt.
Stichproben: JA, Polizeikontrollen im Handel kommen
Bereits vor der Pressekonferenz sorgte ein Punkt zu Kontrollen im Handel für Aufsehen, er “stichprobenartige Kontrollen” des Immunisierungsstatus im Handel vorsieht. Diesen Plan bestätigt Bundeskanzler Sebastian Kurz auf Nachhaken eines Journalisten in der Fragerunde: “Ja, es wird stichprobenartige Kontrollen im Handel geben”, so Kurz. Auf den ersten Blick sei der Impfstatus einer Person ja nicht zu erkennen, und da die FFP2-Pflicht im Handel nur für Umgeimpfte gilt (auch wenn Mückstein die FFP2-Masken auch Geimpften trotz allem ans Herz legt) , soll die Einhaltung dieser Vorschreibung so kontrolliert werden. Dennoch betont Kurz auch, dass man sehr auf die “Eigenverantwortung des Einzelnen” setze.
Die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz im Überblick:
Kurz: "Das Virus wird nicht mehr verschwinden"
“Die vierte Welle wird kommen”: Diese klaren Worte findet Bundeskanzler Sebastian Kurz in der Fragerunde nach der Pressekonferenz, und er legt nach: “…und danach wird die fünfte, und dann die sechste kommen”. Der Kanzler ist sich sicher: “Das Virus wird nicht mehr verschwinden”, demnach sei die “einzige Möglichkeit” durch die Pandemie, die “uns immer noch Rätsel aufgibt” zu kommen, dass man sich impfen lasse, so Kurz. Punkt.
Kurz: "Genesene sind Geimpften gleichzusetzen"
Im Rahmen der abschließenden Fragerunde nach der Pressekonferenz trifft der Bundeskanzler eine wichtige Aussage: “Genesenen sind Geimpften gleichgestellt”, so Kurz, der auf die Frage nach dem weiteren Vorgehen bei den Tests – auch ab welchem Zeitpunkt diese kostenpflichtig werden sollen – antwortet, dass es “ganz eindeutig hin in Richtung Impfung” gehe. Die Bundesländer hätten weiter die Möglichkeit, die Maßnahmen selbst zu setzen bzw. verschärfen.
Oswald Wagner: "Lassen Sie sich impfen - die Impfung ist nicht nur effektiv sondern auch sehr sicher"
Erwartungsgemäß ebenfalls im Vordergrund der Wortmeldung von Oswald Wagner, dem Vizerektor der MedUni Wien, stand ebenfalls die Impfung. Auch er betonte einmal mehr die Wirksamkeit und Wichtigkeit der Impfung, deren Wirksamkeit er als bewiesen ansieht. Jenen Menschen, die noch zögern sich immunisieren zu lassen, riet er zu überlegen, ob sie in ihrem Bekanntenkreis jemanden kennen, bei dem Komplikationen aufgetreten sind. Er als Arzt kenne “natürlich einen Fall”, aber in seinem Bekanntenkreis gebe es niemanden, der dasselbe behaupten könne. “Die Impfung ist sicher”, betont er einmal mehr – und wer sich zweimal impfen hat lassen, soll sich auch einen dritten Stich abholen, so der Experte.
Klare Ansage zum Tourismus: "Die kommende Wintersaison WIRD STATTFINDEN"
Eine nicht nur für die heimische Wirtschaft, sondern auch für alle Wintersportfans wichtige Aussage traf der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter – er stellte klar: “Die kommende Wintersaison wird stattfinden.” Es dürfe und werde “nie mehr einen Lockdown in Österreich” geben, so der Tiroler Landeshauptmann, der aber auch betonte, dass es dafür auch notwendig sei, “klare Regeln” zu schaffen.
Mückstein: "Dritte Impfung ist notwendig"
Auch Mückstein wird nicht müde, zu betonen, wie wichtig es ist, sich impfen zu lassen – und schon bald werden zwei Stiche (zumindest bei jenen Impfstoffen, welche einer doppelten Dosis bedürfen bzw. welche einen dritten Stich empfehlen) nicht mehr ausreichen. Mückstein sieht dritte Impfung als “notwendig” an und erinnert auch daran, wer wann als “voll immunisiert” gilt.
Mückstein: "Es gibt nur ein gemeinsames Österreich - wir passen aufeinander auf"
“Es gibt kein geimpftes Österreich, es gibt auch kein ungeimpftes Österreich – es gibt nur ein gemeinsames Österreich. Wir passen aufeinander auf!”: Mit diesen Worten übernimmt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein das Wort von Bundeskanzler Sebastian Kurz und verkündet die ersten konkreten Maßnahmen, welche bereits kommende Woche, also ab 15. September in Kraft treten werden.
Kurz: "Wir MÜSSEN auf die Impfung setzen"
Zum Start der Pressekonferenz ergreift Bundeskanzler Sebastian Kurz das Wort – und betont einmal mehr die Wichtigkeit der Impfung. Kurz erläutert am Beispiel Dänemarks, wie der eXXpress berichtete das erste Land Europas, für das es die Pandemie quasi “nicht mehr gibt”, dass die Dänen das beste Beispiel dafür seien, dass die Impfung wirkte. Er sieht die Coronapandemie nun als eine “Pandemie der Ungeimpften” an, Dänemark, dessen Immunisierungsrate bei über 80 Prozent liegt, sei einmal mehr ein Beispiel dafür, dass die Impfung nicht nur wirkt, sondern nicht nur die Menschen die sich impfen haben selbst, sondern auch ihre Mitmenschen schütze. Er wolle den Menschen “reinen Wein einschenken”, so der Kanzler, der auch klarstellt, dass auch hierzulande die Pandemie für Geimpfte weitgehend “vorbei” sei, aber auch der dritte Stich eine wichtige Rolle dabei spiele und nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Abschließend richtet der Bundeskanzler erneut einen Appell an die Öffentlichkeit: “Bitte lassen Sie sich impfen – schützen Sie sich selbst und andere!”
Sprunghafter Anstieg der Coronazahlen
Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte bereits im Vorfeld des Gipfels im Rahmen eines Sommergesprächs einen Fünf-Punkte-Plan skizziert, der sowohl bei Michael Ludwig als auch bei Wolfgang Mückstein für Unmut gesorgt hatte. Sowohl dem Wiener Bürgermeister als auch dem Gesundheitsminister gehen diese Maßnahmen nicht weit genug, Ludwig sieht eher einen Sechs-Stufen-Plan als notwendig. Befeuert wird die Forderung nach noch strengeren Maßnahmen nicht zuletzt durch den sprunghaften Anstieg der Infektionen mit dem Coronavirus – allein die aktuellen Zahlen von Mittwoch aktivieren die allgemeine Alarmbereitschaft: Innerhalb der letzten 24 Stunden stieg die Zahl der Neuinfektionen in Österreich auf über neue 22000 Fälle an.
Auch der Vergleich zu den Zahlen vom Vorjahr bestätigt die Aussage Ludwigs, dass der “Hut brennt”: Denn 2020 waren die Intensivstationen noch bei weitem nicht so belegt wie jetzt schon, wie die eXXpress-Grafik zeigt:
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