Wettkampf der Währungen: Das Gold tritt für lange Zeit den Siegeszug an (Teil 2)
Alle Edelmetalle verdrängten die vorangegangenen Währungen. Doch ein Edelmetall war besonders erfolgreich: das Gold. Über Jahrtausende fand es in sämtlichen Kulturen Verbreitung. Fortsetzung von Teil 1 der Geld-Serie.
Keine Währung konnte sich bis heute so lange und so erfolgreich behaupten wie Gold. Zwar wurden ab der Herstellung von Edelmetallen über kurz oder lang alle früheren Währungen verdrängt, schließlich sind Metalle einheitlicher als Muscheln, und besser teilbar als Rinder. Doch weder Kupfer, noch Silber fanden dieselbe Verbreitung wie Gold, auch wenn Silber ebenfalls sehr erfolgreich unterwegs war.
Das Gold ist nicht kleinzukriegen – seit Jahrtausenden
Gutes Geld muss knapp, homogen, teilbar, haltbar und transportabel sein, und es muss einen hohen Wert pro Gewichtseinheit repräsentieren. Das traf lange Zeit besonders auf Silber und Gold zu. Beide Metalle konnten besonders gut die Funktionen des Geldes als Tauschmittel, als Recheneinheit, um Gewinn und Verlust zu berechnen, und als Wertanlage erfüllen. Entscheidend ist aber noch etwas: Geld darf nicht stark an Wert verlieren, vor allem wenn es auch als Wertanlage dienen soll – und hier erwies sich Gold als besonders resistent.
Den Erfolg des Goldes führt der libanesische Ökonom Saifedean Ammous im Buch „Der Bitcoin Standard“ auf zwei „einzigartige physikalische Eigenschaften“ des Goldes zurück: „Erstens ist Gold chemisch so stabil, dass es praktisch nicht zu zerstören ist, und zweitens ist es unmöglich, Gold aus anderen Materialien zu synthetisieren, es kann nur aus unveredeltem Erz gewonnen werden, das auf unserem Planeten äußerst selten ist.“
Der History Channel:
So aktuell kann Geschichte sein
Gold zerfällt und rostet nicht, das gesamte jemals gewonnene Gold existiert bis heute. Da „es unmöglich ist, Gold aus anderen Chemikalien zu synthetisieren, besteht die einzige Möglichkeit das Goldangebot zu erhöhen darin, noch mehr Gold aus der Erde zu gewinnen“ – und das ist bis heute aufwändig. Die jährliche Wachstumsrate des Goldes beträgt ungebrochen etwa 1,5 Prozent und ist damit deutlich geringer als bei Silber, wo sie die längste Zeit bei fünf bis zehn Prozent lag, jüngst sogar bei 20 Prozent. Das Gold löst ein zentrales Problem jeder Währung: Wegen seiner beschwerlichen Gewinnung können die Goldproduzenten sein Angebot nicht plötzlich signifikant erhöhen und dadurch seinen Wert zerstören.
Herrscher manipulieren das Geld zulasten der Bürger
Seit jeher manipulieren Herrscher ihre Währungen, um mit ihnen Ausgaben zur eigenen Bereicherung oder für Kriege zu finanzieren. Das hatte weitreichende Folgen, wie die Geschichte der Goldmünzen zeigt. Julius Caesar schuf die Aureus-Münze, die rund 8 Gramm Gold enthielt. Kaiser Nero begann mit dem Münzabwerten durch Reduktion des Goldgehalts. Rund 300 Jahre später war man bei einem Goldgehalt von nur mehr 4,5 Gramm angelangt. Daraufhin wurde der Solidus als Ersatzmünze eingeführt. Nachfolgende römische Kaiser versuchten erfolglos die fortschreitende Entwertung ihrer Währung durch Preiskontrollen zu kaschieren. Mit dem Münzverfall ging der Niedergang des Imperiums einher bis es 476 zusammenbrach.
Besser erging es dem Oströmischen Reich: Nachdem sich Kaiser Konstantin verpflichtet hatte, den Goldgehalt des Solidus nicht weiter zu reduzieren, überlebte das Byzantinische Reich noch weitere 1123 Jahre. Konstantinopel blühte kulturell auf, bis auch dort die Geldentwertung den Niedergang einleitete, vermutlich beginnend mit Konstantin IX. Monomachos (1042–1055). Das zunehmend schwächere Reich wurde schließlich im Jahr 1453 von den Osmanen erobert.
In Westeuropa führte Florenz im Jahr 1252 den Florin ein, „die erste solide Münze seit Julius Cäsars Aureus“, wie Saifedean Ammous unterstreicht. In den folgenden Jahrhunderten begann in Europa von neuem eine Blüte, die sich etwa in der italienischen Renaissance manifestierte. Doch viele Herrscher fingen immer wieder mit der Geldentwertung von neuem an, sei es um ihre Kriege oder um leichtfertige Ausgaben zu finanzieren. Mehr dazu in Teil 3.
Ohne Geld kann eine fortgeschrittene Marktwirtschaft nicht funktionieren. Alle Güter und Dienstleistungen müssten dann direkt getauscht werden, ohne ein Zwischenprodukt. Elementare Tauschhandlungen würden zum unlösbaren Problem, vom Einkaufen von Essen und Handys bis zur Bezahlung von Taxifahrten oder Angestellten. Zur Lösung dieses Problems braucht es ein Zwischenprodukt: Geld, und dieses muss als Tauschmittel taugen. Nicht alle Güter kommen dafür in Frage. Sie müssen beweglich und an jedem Ort verwendbar sein, ebenso wenig dürfen sie verderben, wie Äpfel oder Weizen, und sie müssen teilbar sein.
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