Wo sind meine Schafe? Österreichs Bauern setzen auf GPS-Tracker als Schutz vor Wölfen
Der Almauftrieb am Dachsteinplateau ist heuer mit digitaler Unterstützung erfolgt: Die Herden, die den Sommer über die Hochflächen des Almgebiets Dachstein/Krippenstein beweiden, wurden mit GPS-Trackern ausgestattet, um sie vom Tal aus – quasi remote – im Auge haben zu können. Hintergrund der Maßnahme sind Wolfsrisse, die im Vorjahr manche Bauern überlegen ließen, ob sie ihre Tiere nicht lieber im Tal behalten. Das Agrarressort ließ deshalb ein Herdenschutzkonzept erarbeiten.
Die Karstböden in den höheren Lagen am Dachstein sind nicht für Rinder geeignet, sie werden daher von Schafen beweidet. Drei Almgenossenschaften mit rund 70 Bauern bewirtschaften das Gebiet, im Sommer werden rund 400 Tiere aufgetrieben, großteils sind es gefährdete Rassen wie das Alpine Steinschaf und das braune Bergschaf. Auf den weitläufigen Flächen ist es kaum möglich, die Tiere mit Weidezäunen zu schützen, sie können sich frei bewegen. Wolfsrisse im Vorjahr haben die Bauern aber verunsichert. Laut Agrarressort sei durch DNA nachgewiesen, dass elf Schafe von einem Wolf angegriffen wurden. Weitere Tiere seien aus Panik- in den Tod gestürzt, die Herden verstört und oft tagelang nicht ausfindig zu machen gewesen. Viele Bauern beendeten die Almsaison vorzeitig und überlegten, ihre Tiere heuer gleich im Tal zu lassen.
Ein Ende der Beweidung würde aber auch ein Ende des artenreichen Ökosystems Alm nach sich ziehen. Die alpinen Rasenflächen würden zuwachsen. “Es braucht die Bewirtschaftung durch unsere Bäuerinnen und Bauern. Erst durch Alpung und Pflege entsteht das Naturjuwel Alm”, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP). Sie hat daher die Erstellung eines vierstufigen Herdenschutzkonzepts initiiert, das mit dem Almauftrieb an diesem Wochenende zur Anwendung kommt.
Jedes fünfte Schaf bekommt GPS-Tracker
Die erste Stufe sieht einen “digitalen Herdenschutz” vor: Zumindest jedes fünfte Schaf bekommt einen GPS-Tracker, was für 80 Tracker 10.000 Euro kostet. Damit kann man das Verhalten der Herde aus der Ferne beobachten und eingreifen, wenn sich ungewöhnliche Bewegungsmuster zeigen, die auf einen Wolf schließen lassen. Dann können etwa mobile Elektrozäune zur Wolfsabwehr in den Nachtstunden, sogenannte Nachtpferche, aufgebaut werden. Sollte das nicht reichen, wären auch Hirten eine – allerdings teure – Option. Notfalls will Langer-Weninger aber auch zu drastischen Mitteln greifen: “Wenn heuer erneut ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben”, kündigte sie an.
Insgesamt wurden im Vorjahr in Oberösterreich knapp 180 Almen mit einer Gesamtfläche von 3900 Hektar bewirtschaftet. 3700 Großvieheinheiten (GVE) wurden gealpt – eine GVE ist eine statistische Größe für den Viehbesatz und entspricht etwa einer Milchkuh mit 500 Kilo oder sieben bis zehn Schafen. Dass die Zahl der Schafe rückläufig ist, führt man im Agrarressort auf den Vormarsch des Wolfes zurück.
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