
Zu viele Manöver: Frankfurt will Neuordnung des Luftraums
Der Vorstandschef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, Stefan Schulte, sieht den zivilen Flugverkehr in Europa unter massivem Druck. Bei einer Veranstaltung des Luftfahrt-Presse-Clubs in Frankfurt mahnte er: „Es wird immer mehr militärische Übungen geben, die den Luftraum eingrenzen.“
Die aktuelle Sicherheitslage, insbesondere durch den Ukrainekrieg, zwingt Airlines bereits jetzt zu Umwegen – etwa durch den gesperrten russischen Luftraum. Gleichzeitig wächst die Zahl der NATO-Manöver. Die Folge: „Schon heute entstehen Engpässe am europäischen Himmel“, so Schulte. „Am Ende muss der Luftraum anders organisiert werden.“
Flugsicherung stößt an ihre Grenzen
Ein zentrales Problem bleibt der akute Personalmangel in der Flugsicherung. Die Ausbildung zum Lotsen dauert drei Jahre, dazu kommt: „Die Lücke zu füllen, wird lange dauern.“ Noch schwerer wiegt die nationale Fragmentierung der Flugsicherung in Europa. Jedes Land betreibt sein eigenes System – inklusive eigener IT. Der Versuch, mit dem Projekt Single European Sky (SES) einheitliche Standards zu schaffen, konnte seit Jahrzehnten nicht umgestezt werden. Schulte ließ verlauten: „Es würde mich freuen, wenn die aktuelle geopolitische Lage nun mehr Schwung in das Projekt bringt.“
Laut dem Fraport-Chef versucht die europäische Flugsicherungsorganisation Eurocontrol zwar, den Druck durch eine Umverteilung der Überflüge abzufedern, etwa aus dem stark genutzten deutschen Luftraum heraus. Doch das sei keine langfristige Lösung. „Es bleibt eine Herausforderung für den zivilen Flugverkehr, sich mit der wachsenden Zahl der Übungen zu arrangieren.“
Verspätungen durch Luftraum-Engpässe
Die Folgen zeigen sich auch in Frankfurt: Verspätungen seien aktuell häufig auf überlastete Lufträume zurückzuführen. Die Kapazität des Flughafens selbst sei hingegen für die Reisesaison gut vorbereitet. „Wir sind da sicher“, erklärte Schulte mit Blick auf das eingestellte Personal und laufende Zertifizierungen.
Obwohl der Fraport für 2025 ein Kapazitätsplus von fünf Prozent erwartet, bleibt das Drehkreuz Frankfurt laut Prognose unter dem Vorkrisenniveau. „Dennoch werden wir wie in München bei nur 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus landen“, so der Fraport-Chef. Ein Grund dafür seien nach wie vor hohe Kosten am Standort Deutschland, die sich auf das Flugangebot auswirkten.
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