Die Tour of the Gila der Frauen in New Mexico hat am vergangenen Wochenende mächtig Staub aufgewirbelt. Austin Killips sicherte sich den Gesamtsieg. Sie wurde als Mann geboren und feiert als Transgender-Radfahrerin nun Erfolge. Dafür kassiert Killips knapp 31.800 Euro Siegprämie. Doch der Erfolg sorgte für Wirbel. So bezeichnete die ehemalige britische Olympia-Schwimmerin Sharron Davies den Sieg als unfair. Auch ehemalige Radfahrerinnen übten scharfe Kritik gegen den Internationalen Radsportverband UCI.

Der Transgender-Radprofi aus den USA kam mit einem Vorsprung von 89 Sekunden vor Marcela Prieto ins Ziel. Letztlich haben die Regeln des Internationalen Radsportverbandes den Start von Killips ermöglicht. Diese sehen vor, dass Transgender-Athleten bei den Frauen antreten dürfen. Voraussetzung dafür ist, dass der Testosteronspiegel mindestens 24 Monate vor dem Rennen 2,5 Nanomol pro Liter nicht übersteigt.

Killips äußerte sich auf Instagram zu ihrem Sieg und konnte sich dabei einen Seitenhieb nicht verkneifen: “Ich habe wegen der Community und den Kontakten gewonnen, die ich mir über die Jahre im Radsport aufgebaut habe. Nach einer Woche Internet-Quatsch bin ich allen im Team besonders dankbar, die mir beweisen, dass Twitter nicht die reale Welt ist.”

In anderen Sportarten sieht es hingegen anders aus. Im Schwimmen oder in der Leichtathletik dürfen Transgender nicht an internationalen Wettkämpfen antreten. Doch der Radsport hat hier einen anderen Zugang. So haben Transgender-Radfahrer auch die Möglichkeit, Prämien zu ergattern. “Ich bin darüber enttäuscht. Dafür sind die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die UCI erfüllt ihren Zweck nicht,” sagte Davies gegenüber der “Daily Mail.”

Auch die ehemalige kanadische Radfahrerin Alison Sydor zeigte sich auf Twitter enttäuscht: “Die aktuellen UCI-Regeln, die es Männern erlauben, an Radsportveranstaltungen für Frauen teilzunehmen, sind nicht fair gegenüber weiblichen Athleten.”

Laut Sydor wäre es an der Zeit, dass die UCI darüber nachdenkt, welche Auswirkungen das aktuelle Regelwerk in Bezug auf Transgender hat. “Die Situation mit den Regeln ist unhaltbar und hinterlässt einen schwarzen Fleck am Radsport als fairem Frauensport,” kritisierte die Kanadierin.

Wirbel bereits nach Sieg im vergangenen Dezember

Der Fall sorgte bereits im vergangenen Dezember für Aufsehen, als Killips bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften in den USA den dritten Platz belegte. Hannah Arensman, mehrfache Gewinnerin von Radrennen wurde am Ende Vierte. Sie zeigte sich so bestürzt, dass sie sich später dazu entschied, das Rennfahren endgültig aufzugeben. “In den letzten Jahren musste ich mich bei Frauenrennen mit männlichen Radfahrern messen”, war einer der Gründe für ihren Rücktritt vom Sport.

“Es wurde immer entmutigender für mich, hart zu trainieren, nur um gegen einen Mann zu verlieren, der sich einer Hormontherapie unterzogen hat, aber seine Physiologie verschafft ihm einen klaren Vorteil mir gegenüber, egal wie hart ich trainiere“, fügte Arensman damals hinzu.