Ausgerechnet in der Energiekrise hat die EU für 2035 das Aus von Verbrennungsmotoren beschlossen. In Brüssel feierte man sich für diesen Beschluss und sprach von einer historischen Entscheidung, die Autoindustrie hingegen hält das Vorhaben für schlicht „fahrlässig“. Möglicherweise ist sich aber auch die EU ihrer Sache nicht ganz sicher. Sie hat in diesen Beschluss eine Klausel eingebaut, nach der 2026 eine Überprüfung stattfinden müsse. So lange wird es aber womöglich gar nicht dauern, denn spät aber doch meldet sich nun der französische EU-Binnenmarktskommissar Thierry Breton mit schweren Bedenken zu Wort.

EU-Kommissar Thierry Breton findet überraschend deutliche Worte zum EU-Plan, an dessen Durchführbarkeit er zweifelt.APA/AFP/Kenzo TRIBOUILLARD

Strombedarf steigt um 25 %, 600.000 Arbeitsplätze gehen verloren

Das Verbot werde eine gigantische Störung in eine der Kernindustrien der EU bringen. Breton glaubt, dass sich die EU die Auswirkungen auf die vor- und nachgelagerten Unternehmen, die von so einem Umstieg betroffen wären, nicht leisten kann. Seiner Meinung nach werden dabei um die 600.000 Arbeitsplätze vernichtet.

Woher wird der Strom kommen und wer wird ihn produzieren? Mit Kohle und Gas darf er nicht erzeugt werden.

Um all die nötigen Elektroautos zu produzieren, die herkömmliche Fahrzeuge ersetzen sollen, „brauchen wir bis 2030 etwa 15 Mal mehr Lithium, viermal mehr Kobalt, viermal mehr Graphit und dreimal mehr Nickel“, sagte Breton in einem Interview mit Politico. „Wir werden also einen enormen Rohstoffverbrauch haben, und das müssen wir alles überprüfen.“

Vom massiven Strombedarf ganz zu schweigen. Wo der dann herkommen soll, das weiß niemand so genau. Fakt ist, dass in der EU dann rund ein Viertel mehr Strom erzeugt werden muss, allerdings nicht mit Kohle und nicht mit Gas. So ganz durchdacht scheint dieser optimistische Plan also nicht zu sein.