“Was passiert da eigentlich?”, will die österreichische Schauspielerin Nina Proll von der Politikwissenschafterin Ulrike Guerot, die bereits ein Buch gemeinsam mit Robert Menasse verfasst hat, eine Analyse der aktuellen Aufreger-Themen Impfen & Corona-Gefahr. Proll, die für ihren regierungskritischen Kurs in der Corona-Pandemie von vielen Socialmedia-Usern attackiert wird, stellt Guerot die Frage: “Hast du eine Idee, woher diese erhöhte Schutzbedürfnis kommt? Unsere Gesellschaft muss jetzt ja dauernd von irgendwas geschützt werden.”

Die Politikwissenschafterin antwortet deutlich: “In einer Demokratie ist höchst fragwürdig. Eine Demokratie funktioniert nicht mit einem hypothetischen Verdachtsfall.” Und weiter: “Ob es den Leuten gefällt oder nicht: Kinder, ja Mörder und Terroristen haben Rechte – sie werden nicht entrechtet und einfach am Marktplatz erschossen.”

"Demokratie ist keine Vollkasko-Versicherung"

Dieses Fehlen von Rechten bei der Verhängung von Anti-Corona-Maßnahmen sei bedenklich. Guerot im Instagram-Interview zu Proll: “Die Ausgrenzung von Nicht-Geimpften ist gefährlich für die Demokratie.” Diese hypothetischen Verdachtsfälle, jemand könnte vielleicht infiziert sein, vielleicht könnte dann das Krankenhaus vielleicht überlaufen sein, dann könnte, könnte, könnte . . .- das ist kein Argument für derart drastische Freiheitsbeschränkungen, die uns im Moment auferlegt werden.”

Die Politikwissenschafterin kritisierte auch: “Wir haben inzwischen ein so erhöhtes Sicherheitsbedürfnis, dass wir schon potentielle Risiken ausschließen wollen, noch ehe sie passieren.” Die Gesellschaft würde aktuell die Gewichtung der Freiheit hin zur Sicherheit verschieben.

Proll dazu: “Die Gesellschaft muss permanent geschützt werden – wie haben das die Menschen vor 20 Jahren überlebt? Woher kommt das, dass der Tod nicht mehr zumutbar ist?” Ulrike Guerot: “Bei vielen herrscht offenbar die Annahme, Demokratie ist so eine Art Vollkasko-Versicherung. Das ist sie natürlich nicht: Die Demokratie muss die Freiheit ertragen, dass etwas passieren kann. Und dass auch niemand gleich daran schuld ist.”

Ulrike Guerot sorgte erst kürzlich für etwas Aufregung, als sie die Wahl von Boris Johnson zum britischen Premier 2019 so kommentierte: “That’s how people must have felt in 1933.” Im März 2021 veröffentlichte Guerot gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern, Intellektuellen und Künstlern das „Manifest der offenen Gesellschaft“ in der Welt”, das sich kritisch mit der Politik zur Eindämmung der Corona-Pandemie auseinandersetzt.

Interessantes Interview: Ulrike Guerot und Nina Proll auf Instagram