Obwohl die Ukraine einer der korruptesten Staaten der Welt ist (laut Transparency International dümpelt das Land auf Rang 122[!] in Gesellschaft von Ländern wie Sambia und Mexiko), wollen die meisten Europäer das Land als Mitglied in der EU sehen. Selbst der EU-Rechnungshof kritisierte erst vor elf Monaten in einem Bericht deutlich, dass EU-Hilfsgelder in der Höhe von mehreren Milliarden Euro einfach verschwunden sind.

Nun lieferte aber die Bertelsmann-Stiftung ein überraschendes Umfrage-Ergebnis: Zwei Drittel, also 66 Prozent der EU-Bürger sprachen sich im Juni für einen EU-Beitritt der Ukraine aus.

Die europaweite Befragung wurde am Mittwoch veröffentlicht. Freilich, die Zustimmung in den einzelnen Ländern ist sehr unterschiedlich: Während im Juni 84 Prozent der Polen für die EU-Aufnahme der Ukraine waren, waren es in Deutschland und Frankreich nur 60 Prozent der Befragten. Zur Erklärung: Polen herrschte im Verlauf seiner Geschichte lange Zeit über große Teile der Ukraine.

Immer weniger EU-Bürger befürworten eine Energieunabhängigkeit von Russland

Laut Bertelsmann Stiftung sinkt die europaweite Zustimmung für die Ukraine aber stetig. So hätten sich auch im Juni noch mehr als 80 Prozent der Europäer dafür ausgesprochen, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen, gegenüber dem März sei die Zustimmung jedoch um fünf Prozentpunkte zurückgegangen.

In Frankreich sank die Zustimmung in diesem Zeitraum sogar um acht, in den Niederlanden um sieben und in Polen um sechs Prozentpunkte. Auch die Unterstützung für die Energie-Unabhängigkeit der EU von Russland nimmt laut Bertelsmann-Stiftung ab. Der Grund: Je größer ihre finanziellen Einbußen wegen der Wirtschaftssanktionen sind, desto weniger befürworten die EU-Bürger eine Energieautonomie. Mit 69 Prozent war die Zustimmung dafür in Deutschland am geringsten. Am größten war sie in Polen (80 Prozent) und Italien (76 Prozent).