Noch immer ist nicht geklärt, wer hinter den Explosionen auf die Pipelines steckte: die Amerikaner, die Russen? Inzwischen häufen sich die Indizien dafür, dass die Anschläge von Ukrainern im In- und Ausland geplant oder zumindest unterstützt wurden. Der deutsche Bundesnachrichtendienst geht neuen Spuren nach.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht weiter die Segeljacht “Andromeda”, auf der mutmaßlich der verwendete Sprengstoff zu den beiden Pipelines transportiert wurde. So sollen Meta-Daten von E-Mails, die bei der Anmietung des Schiffes verschickt worden waren, in die Ukraine führen. Auch eines der Fotos auf gefälschten Dokumenten der “Andromeda” soll nach Kiew führen. Hinter dem Bild steckt angeblich ein Social-Media-Account aus der ukrainischen Hauptstadt.

Der “Münchner Merkur” berichtete erst jüngst, dass die Besitzer eines polnischen Unternehmens, das für die Anmietung des Schiffes verantwortlich sein soll, von zwei ukrainischen Geschäftsleuten geführt werden soll. Tatsächlich firmiert im Handelsregister eine “Präsidentin” – sie stammt aus der Ukraine. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Warschau, fungiert als Reisebüro. Jahrelang dümpelte es ohne nennenswerte Umsätze vor sich hin, im Jahr 2020 flossen plötzlich 2,8 Millionen Euro auf das Geschäftskonto. Hierzu wollte sich  die “Präsidentin”, bei der es sich laut Norddeutschem Rundfunk (NDR) um eine Strohfrau handeln könnte, bislang nicht äußern.

Rätsel um Angehörigen (26) des ukrainischen Militärs

Die “Andromeda” war im September von Rostock mit mehreren Besatzungsmitgliedern – fünf Männer und eine Frau – gestartet. Bei einem der Crew soll es sich laut Papieren um einen Angehörigen (26) des ukrainischen Militärs gehandelt haben. Ob dies zutrifft, ist offen. Nach anderen Quellen soll sich der junge Soldat zum Zeitpunkt des Anschlags in der Ukraine aufgehalten haben. Seine Identität könnte einfach übernommen worden sein. Medien aus Polen, Schweden und Dänemark berichten über einen weiteren Ukrainer. Zwar sei dieser nicht an den Sprengungen selbst beteiligt gewesen, war aber “in einer Nebenrolle” tätig.

Vom verwendeten Sprengstoff wurden offenbar zahlreiche Spuren an Bord der “Andromeda” entdeckt. Demnach habe es sich um das unterwassertaugliche “Oktogen” gehandelt. Es wird auch im Westen verwendet, vor allem aber in den Staaten des früheren Ostblocks.

Nachrichtendienst prüft: Wusste Kiew über Anschläge Bescheid?

Der Bundesnachrichtendienst in Pullach bei München prüfe nach einem Bericht der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel” inzwischen, ob der Anschlag von einem unkontrollierten Kommando oder von ukrainischen Geheimdiensten ausgeführt worden sein könnte und ob Teile der Regierung in Kiew möglicherweise informiert waren. Der BND selbst äußerte sich bislang nicht.

Durch die Anschläge waren zwei Stränge der Pipeline Nordstream 1 und einer von Nordstream 2 unterbrochen worden. Die Bilder des durch austretendes Gas “sprudelnden” Meeres waren um die Welt gegangen.