Was für ein zeitlicher Zufall: Jetzt konnten auch die deutschen Ermittlungsbehörden angeblich einen entscheidenden Durchbruch bei den Ermittlungen zum Nord-Stream-Krimi erzielen. Das wollen ARD-Hauptstadtstudio, des ARD Politikmagazin “Kontraste”, der SWR und die “Zeit” in einer gemeinsamen Recherche erfahren haben. Die im Auftrag des Generalbundesanwalts forschenden Ermittler konnten demnach weitgehend rekonstruieren, wie und wann der Sprengstoffanschlag stattgefunden hat. Die Spuren würden demnach ebenfalls in die Ukraine führen.

Diese Ergebnisse ergänzen jene von US-Geheimdiensten, die ebenfalls am Dienstag über die “New York Times” bekannt gemacht wurden – der eXXpress berichtete. Allerdings: Es bleiben viele offene Fragen.

Polnische Firma, die zwei Ukrainern gehört, mietete das Boot für die Attentäter

Den Ermittlern ist es laut den deutschen Medien somit gelungen, das Boot zu identifizieren, das mutmaßlich für die Geheimoperation verwendet wurde. Es soll sich um eine Jacht handeln. Angemietet wurde sie von einer Firma mit Sitz in Polen, die zwei Ukrainern gehört, heißt es. Die Geheimoperation soll von einem sechsköpfigen Team durchgeführt worden sein: von fünf Männern und einer Frau.

Die Gruppe bestand gemäß ARD, “Kontraste”, SWR und der “Zeit” aus “einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, die den Sprengstoff zu den Tatorten transportiert und dort platziert haben sollen. Die Nationalität der Täter ist offenbar unklar. Die Attentäter nutzten professionell gefälschte Reisepässe, die unter anderem für die Anmietung des Bootes eingesetzt worden sein sollen.”

Mehrere geheimdienstliche Hinweise auf proukrainische Gruppe

Nachdem die Ausrüstung für die Operation mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden war, soll die Gruppe am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen sein. Das Boot wurden danach wieder lokalisiert, in Wieck (Darß) und später an der dänischen Insel Christiansø, nordöstlich von Bornholm, bevor es dem Besitzer wieder zurückgegeben wurde. Die Ermittler sollen tatsächlich Spuren von Sprengstoff im Boot gefunden haben.

Dieses am 27. September 2022 vom dänischen Verteidigungskommando veröffentlichte Bild zeigt das Gasleck an der Nord Stream 2-Gaspipeline.Handout / DANISH DEFENCE / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / DANISH DEFENCE

“Nach Informationen von ARD-Hauptstadtstudio, Kontraste, des SWR und der ‘Zeit’ soll ein westlicher Geheimdienst bereits im Herbst, also kurz nach der Zerstörung, einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben, wonach ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich sei”, schreibt die “Zeit”. Weitere geheimdienstliche Hinweise sollen gefolgt sein, die ebenfalls darauf hindeuteten, dass eine proukrainische Gruppe verantwortlich sein könnte.

Wer war der Auftraggeber?

Völlig ungeklärt ist, wer der oder die Auftraggeber des angeblichen Teams waren. Das wäre allerdings die Schlüsselfrage.

In Deutschland leitet der Generalbundesanwalt die brisanten Ermittlungen, mit denen er sowohl das Bundeskriminalamt als auch die Bundespolizei beauftragt hat. Darüber hinaus sollen Sicherheitsbehörden in Dänemark, Schweden, den Niederlanden und den USA an den Ermittlungen beteiligt gewesen sein.