An heißen Sommertagen ist ein Sonnenbad für viele ein logischer Schritt – solange es im Rahmen der Schicklichkeit ist. Dieser ist für Viele überschritten, sobald ein weiblicher Nippel im Sonnenlicht blitzt – und genau das war der Anstoß für eine hitzige Debatte und in der Folge auch eine großangelegte Demo, die am Samstag in Berlin unter dem Motto “Gleiche Brust für alle” für Aufruhr gesorgt hat.

Der Demonstration zugrunde lag das öffentliche Sonnenbad einer in Berlin lebenden Französin, die sich im Juni mit nackten Brüsten nahe eines Kinderplanschbeckens in einem Park gesonnt hatte. Medienberichten zufolge wurde die Frau zunächst freundlich von Parkwächtern dazu aufgefordert, sich wieder zu bedecken oder den Park zu verlassen. Nachdem diese sich weigerte, hatte dies erst einen Polizeieinsatz und dann eine heftige Debatte zur Folge, die vor allem in den sozialen Medien ausgefochten wurde.

Unzählige Frauen und Männer zeigten sich solidarisch mit der Frau, die nichts Verwerfliches darin sah, sich barbusig in der Öffentlichkeit zu zeigen. Vor allem Feministinnen pochen nun darauf, die weibliche Brust zu “entsexualisieren” und diese – wie einen männlichen Oberkörper auch – nackt in der Öffentlichkeit zeigen zu dürfen ohne objektifiziert oder bestraft. zu werden. Diese Forderung gipfelte am Samstag nun in einer groß angelegten Fahrraddemo durch Berlin.

"No nipple is free until all nipples are free!", so eines der Mottos der DemoAFP / Paul Zinken

Der kunterbunte Oben-ohne-Radkorso, der von der “Hedonistischen Internationale” organisiert wurde, zog ab Samstagmittag quer durch die Berliner Innenstadt und wurde immer größer. Laut Polizeiangaben nahmen rund 350 Personen – sowohl Frauen als auch sich solidarisch bekundende Männer und Personen aus der LGBTQ-Community – teil, laut Veranstaltern waren es doppelt so viele, also rund 700.

Diese “Gleiche-Brust-für-Alle”-Bewegung weitet sich gerade auf ganz Deutschland aus und fordert laut eigenen Angaben nicht ein allgemeines “Oben-ohne-Recht” für Frauen, sondern bezieht sich lediglich auf Orte, an denen sich auch Männer üblicherweise mit nacktem Oberkörper zeigen. Ziel sei es, Brüste zu “normalisieren” statt sie zu sexualisieren.

Die Demo stand gleich unter mehreren Mottos: Neben dem Hashtag #gleichebrustfueralle waren auch die Slogans “No Nipple is free until all Nipples are free!”, also “Keine Brustwarze ist frei, bis alle Brustwarzen frei sind” oder “Boobs have no gender” – “Brüste haben kein Geschlecht ” zu sehen. Auch der universelle Spruch “My body my choice”, also “Mein Körper, meine Wahlfreiheit”, kam zum Einsatz.

Die hunderten Demonstrantinnen und Demonstranten radelten aber nicht einfach nur mit blanken Brüsten durch die deutsche Hauptstadt, sondern setzten dabei auch auf viel Kreativität: Viele Teilnehmende waren äußerst bunt und fantasievoll verkleidet, trugen Perücken, Brillen oder Bodypaint.

Bein der bunten Fahrraddemo gab es viel zu Schauen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden kreativ in ihrer demonstrativen NacktheitAFP / Paul Zinken

Wie bereits erwähnt nahmen bei weitem nicht nur Frauen an der Demo teil: Auch einige Männer unterstützten die feministische Sache, und während manche bekleidet mitfuhren, untermauerten andere ihren Support teilweise auch optisch durch das Tragen von BHs und aufblasbaren Plastik-Brüsten.

Die erste “Gleiche Brust für alle Demo” soll nicht die letzte ihrer Art gewesen sein: Die Bewegung hat bereits für nächste Woche ihren nächsten Demo-Termin angesetzt: Am 14. Juli soll die Aktion im Kieler Schrevenpark ihre Fortsetzung finden.

Auch Männer schlossen sich der Demonstration anAFP / Paul Zinken