Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, freute sich in der Nacht auf heute bereits auf Twitter, dass die Importe russischen Öls in die EU bis Jahresende „faktisch um 90 Prozent“ reduziert werden. Bei der Pressekonferenz führte sie aus, dass Polen und Deutschland bereits erklärt hätten, kein russisches Öl mehr zu importieren und damit diese Reduktion bis Jahresende erreicht werde.

Österreich hat sich eigenen Angaben zufolge schon im März gänzlich von russischen Ölimporten verabschiedet.

EU-Ratspräsident Charles Michel verkündete die Einigung.

Sonderregelung für Ungarn

Die Kompromiss-Lösung beim Sondergipfel, der auch Ungarns Premier Viktor Orban zustimmen konnte: Künftig werden russische Öllieferungen über den Seeweg unterbunden. Transporte per Pipeline sollen weiter möglich sein – damit ist Budapests Anbindung auf dem Landweg über die riesige Druschba-Leitung mit russischem Öl gesichert.

Darüber hinaus will die Europäische Union der Ukraine weitere Finanzhilfen von bis zu neun Milliarden Euro zur Verfügung stellen, berichtete EU-Ratspräsident Charles Michel. Mit dem Geld soll die Ukraine laufende Kosten etwa für Pensionszahlungen und den Betrieb von Krankenhäusern decken können.

Vor Ort: Kanzler Karl Nehammer - Österreich werde vom Embargo kaum betroffen sein.

Selenskyj sprach bei EU-Sondergipfel

Der EU-Sondergipfel begann mit einer Botschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Darin mahnte er die Union zur Einigkeit und einem raschen Beschluss des sechsten Sanktionspakets. „Es ist Zeit für Sie, nicht einzeln zu handeln, sondern gemeinsam“, so Selenskyj. „Warum sind Sie von Russland abhängig und vom russischen Druck, und warum ist das nicht umgekehrt“, so der ukrainische Präsident in Anspielung auf die Abhängigkeit der europäischen Staaten von russischen Gas- und Öllieferungen.

Wer das Verhalten der Manager internationaler Minerölkonzerne kennt, der weiß, was nun vermutlich auf Europa zukommen wird: Die Spritpreise werden bei einer gewaltigen Verknappung des Angebots sicher nicht fallen, sondern weiter steigen. Und wie sehr sich die Kremlführung von diesem Embargo beeindrucken lässt, werden schon die nächsten Tage des Verlaufs der Großoffensive Russlands im Donbass zeigen.