Die Preise für Rohöl haben am Mittwoch stark nachgegeben. Der Barrel-Preis (159 Liter) lag heute für die Rohöl-Marke Brent bei 84,80 Dollar. Obwohl die Preise bereits seit Juni konstant fallen, gehen die Spritpreise nicht bergab – ganz im Gegenteil. An der Zapfsäule herrscht Rekordniveau: Vielerorts überschreitet der Dieselpreis die 2-Euro-Marke.

Österreichs Tankpreise liegen zehn Prozent über hohem EU-Durchschnitt

Mit Stand 19. September kostete der Liter Super in Österreich durchschnittlich 1,70 Euro, der Diesel 1,933 Euro. Mit Letzterem befindet sich Österreich im EU-Vergleich um knapp zehn Prozent (9,6 %) über dem EU-Durchschnitt und ist somit das sechsteuerste Land Europas. Für einen höherer Preis tanken nur noch die skandinavischen Länder und Belgien. Zum Vergleich: Im vergangenen September mussten wir für den Liter Diesel 1,25 Euro, für Benzin 1,32 Euro zahlen – also deutlich weniger. 2020 lagen die Preise sogar knapp an der 1-Euro-Schwelle – das scheint heute unvorstellbar.

Gewesslers CO2-Steuer gilt ab Samstag

Platz 1 beim Dieselpreis könnte Österreich aber schon kommende Woche belegen, denn: Ab Samstag tritt die CO2-Bepreisung von Leonore Gewessler (Grüne) in Kraft. Die neue Steuer der Klimaministerin greift den Österreichern beim Benzin um 8,8 Cent und beim Diesel um 7,7 Cent tiefer in die Taschen – Tendenz steigend. Laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO wird  ein 50 Liter Diesel-Tank somit um 3,85 Euro teurer, der volle Benzin-Tank sogar um 4,40 Euro. Andere Länder, andere Sitten: Während bei uns die Erhaltungskosten für die Bevölkerung dauernd ansteigen, beschloss Ungarn schon im März einen Spritpreisdeckel von 1,25 Euro für Diesel. Auch Kroatien hat Preise über 1,60 Euro verboten.

Kroatien verhängte im Sommer eine Spritpreisbremse bei 1,50 Euro für Benzin und 1,60 Euro für Diesel.

Ölkonzerne und Finanzminister freuen sich

Besonders profitabel sind die heftigen Tankpreise für zwei Akteure: Neben dem österreichischen Finanzministerium kann sich auch der britische Mineralölkonzern BP über einen Rekordgewinn freuen. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht: Wegen der stark gestiegenen Tankpreise stieg der Gewinn des Konzerns auf 9,09 Milliarden Euro, wie BP Anfang August mitteilte. Das starke Ergebnis von BP reiht sich damit in das Zahlenwerk der Konkurrenz wie ExxonMobil, Totalenergies und Chevron ein. Sie alle verdienten prächtig an den hohen Gas- und Ölpreisen, die infolge des Kriegs in der Ukraine kräftig anzogen.

Der Finanzminister verdient ordentlich mit – und freute sich bereits im vergangenen Jahr über Rekord-Steuereinnahmen. Denn: Die Mineralölsteuer und die Mehrwertsteuer sind prozentuelle Anteile und nicht gedeckelt. Beim Benzin beträgt die Steuerlast momentan 54 Prozent, beim Diesel 49 Prozent.