Österreich trotzt dem europäischen Trend und wird weiter mit dem umstrittenen Vakzin von AstraZeneca impfen. Eine entsprechende vorläufige Empfehlung sprach am Montagabend das nationale Impfgremium aus. Allerdings wird auch klar gestellt, dass noch Daten fehlten. Daher könne man keine “abschließende Empfehlung” abgeben, heißt es in einer Aussendung des Gremiums, das Montagabend nach dem Impfstopp unter anderem in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien tagte.

Neue Daten am Dienstag

Die bis jetzt eingelangten Meldungen vermuteter Nebenwirkungen diverser europäischer Länder seien derzeit noch inkomplett und schwer vergleichbar, sodass sich keine zusammenfassende Aussage oder eindeutigen Schlüsse tätigen ließen, schreibt das Gremium. Am Dienstag würden jedoch neue Daten der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA vorgelegt, die als Entscheidungsgrundlage für das weitere Prozedere dienen sollten. Das Impfgremium wird daher am Dienstag wieder debattieren.

Mehrere Länder setzen die Impfung mit AstraZeneca aus.APA/ROBERT JAEGER

Stand Montagabend sieht die Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium Maria Paulke-Korinek keinen Grund, die anstehenden Impfungen abzusagen. Für sie hat der Impfstoff ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis. Freilich schränkte die Spitzenbeamtin in der “ZiB2” ein, dass man im nationalen Impfgremium nur die österreichischen Daten zur Verfügung habe. Die EMA sammle und evaluiere alle europäischen Daten. Daher sei es “wirklich notwendig”, auf diese Informationen zu erwarten. Für Donnerstag ist eine Stellungnahme der EMA zu erwarten.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte schon vor der Stellungnahme eine “raschestmögliche, klare Stellungnahme von den europäischen Behörden für ein gemeinsames gesamteuropäisches Vorgehen”.

Es brauche jetzt eine klare Entscheidung und Empfehlung der EMA für die Mitgliedsstaaten, betonte Anschober, der sich gegen nationale Einzelgänge aussprach. “Von der EMA stammt die Prüfung der Marktzulassung der Corona-Schutzimpfung durch AstraZeneca. Hier bündelt sich das Detailwissen über die Impfstoffe. Bei der EMA laufen alle Informationen über Nebenwirkungen zusammen”, sagte Anschober. Daher brauche es jetzt eine klare Entscheidung und Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur.

Anschober gegen Alleingänge

“Wir haben uns bei den Impfungen auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen geeinigt. Nationale Einzelgänge sind in diesem Zusammenhang weder effektiv noch vertrauensbildend”, sagte der Ressortchef. “Wenn derart weitreichende Entscheidungen getroffen werden, müssen diese durch fundierte Daten und Fakten eindeutig belegt sein und am besten durch die dafür zuständige EMA empfohlen werden.”

Derzeit gebe es laut Anschober keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von AstraZeneca und den aktuell diskutierten gesundheitlichen Ereignissen, “die auch bei ungeimpften Personen auftreten können”.

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer forderte unterdessen erneut den “sofortigen Stopp” der AstraZeneca-Impfungen. Nach den “immer häufiger auftretenden Komplikationen” müsse Österreich nachziehen.

Derzeit gebe es laut Anschober keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen AstraZeneca und den gesundheitlichen EreignissenAPA/GEORG HOCHMUTH

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