Immer weniger Menschen arbeiten für eine schnell wachsende Bevölkerung. Trotz massiver Zuwanderung – dieses Jahr beantragten 101.000 Personen Asyl – steigt die Erwerbsquote nicht. Hauptgrund der Arbeitslosigkeit für viele Zuwanderer: Fehlende Sprachkenntnisse. Das könnte sich auf lange Sicht als Problem herausstellen, denn auch das Bildungssystem versagt – nur ein Drittel der Migranten, die eine österreichische Schule besucht haben, beherrschen die deutsche Sprache ausreichend.

Österreich altert rapide

Auch wird die österreichische Bevölkerung immer älter. Die Zahl der Erwerbspersonen stagniert, so die neuesten Zahlen der Statistik Austria. Künftig wird sich also das Verhältnis von Personen im Erwerbsalter zu jenen im Pensionsalter verändern. Dadurch steigt auch der Druck auf Pensionssysteme und der Fachkräftemangel könnte sich verschärfen.

“Die Erwerbspersonenzahl stagniert trotz wachsender Bevölkerung”, sagte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas bei einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch. Die Erwerbspersonenzahl erfasst neben erwerbstätigen Personen auch Arbeitslose. Nach einem Anstieg der Erwerbspersonenzahl in den letzten Jahren sei künftig eine Seitwärtsbewegung des Trends zu erwarten, so der Statistiker. Im Jahr 2021 gab es in Österreich 4,59 Millionen Erwerbspersonen, bis 2024 soll der Anteil geringfügig auf 4,62 Millionen und 2080 auf 4,98 Millionen steigen.

Minus sieben Prozent Erwerbstätige bis 2080

Dass diese Zahl stagniert, liegt laut Thomas vor allem an der zunehmenden Alterung der Bevölkerung. Derzeit liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern bei 78,9 Jahren. Seit 1951 ist sie um 16,5 Jahre gestiegen, bis 2080 sollen Männer nochmals um zehn Jahre älter werden. Mit durchschnittlich 83,7 Jahren sind Frauen seit 1951 um 16 Jahre älter geworden, bis 2080 sollen sie 92 Jahre alt werden. Der Anteil von Personen im erwerbsfähigen Alter sinkt währenddessen. Derzeit macht die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20-64 Jahre) knapp 61 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus. “Dieser Anteil wird bis 2080 deutlich zurückgehen, auf 53,3 Prozent, das ist ein Rückgang von minus 7,6 Prozentpunkten”, so Thomas.

Fachkräftemangel verschärft sich

Der demografische Wandel hat dementsprechend auch starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Mit Ausnahme des Jahres der Coronakrise geht die Zahl der offnen Stellen (nach Berechnung des AMS sowie der Statistik Austria) in den letzten Jahren fast kontinuierlich nach oben. “Das ist ein deutliches Zeichen für den sich verschärfenden Fachkräftemangel und das hat auch mit der demografischen Entwicklung zu tun”, so der Statistiker.

Vor diesem Hintergrund würden laut Thomas umlagefinanzierte Sicherungssysteme, wie beispielsweise Pensionen, zunehmend unter Druck geraten. Auf eine Person im Alter von 65 Jahren und mehr kommen in Österreich derzeit etwa drei Personen im Erwerbsalter, ab 2040 verändert sich dieses Verhältnis laut Prognose auf eins zu zwei. Laut Thomas seien seit 1995 einerseits der Finanzierungsbedarf der Pensionsversicherungen, andererseits aber auch die Zuschüsse des Bundes zu den Pensionen fast kontinuierlich gestiegen. So betrugen die Bundeszuschüsse im Jahr 1995 3,7 Milliarden Euro und machten knapp 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. 2020 lagen sie schon bei 11 Milliarden Euro und machten etwa 2,98 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. “Diese Entwicklung geht weiter”, so Thomas. “Wir sehen, dass die Erwerbsbeteiligung Älterer auch schon vor dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter deutlich absinkt”, erklärte er.

Auch bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen bestehe in Österreich, trotz einem starken Anstieg in den letzten Jahren, noch Luft nach oben. “Was wir seit Jahren und Jahrzehnten beobachten ist ein sehr starker Anstieg der Teilzeiterwerbsquoten, vor allem Frauen zwischen 50 und 64 Jahren arbeiten zu knapp 15 Prozent nur in Teilzeit”, so Fuchs.