Aus dem Corona-Modus findet Österreichs Politik nicht mehr hinaus. Damit sticht sie auch im internationalen Vergleich hervor. Nirgendwo sonst in der EU gelten zurzeit so strenge Corona-Maßnahmen. Daran haben auch die Lockerungen vom 1. Juni nichts geändert.

Einen maßgeblichen Beitrag zu Österreichs Spitzenranking haben vor allem zwei Politiker geleistet: Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Schweiz und Schweden besonders liberal

Österreichs Platzierung im weltweiten Vergleich ist im „Stringency Index“ der Universität Oxford zu finden. 100 steht für die maximal möglichen Corona-Einschränkungen, also etwa Lockdown samt Ausgangssperre. Österreich kommt zurzeit auf einen Wert von 35,19. Nur zum Vergleich: Jener Deutschlands ist mit 17,59 gerade einmal halb so hoch. Wesentlich lockerer sieht man alles ohnehin in der Schweiz, und ebenso in Dänemark, Schweden und im Vereinigten Königreich: Die Länder weisen einen Wert von je 11,11 auf.

Keine unerhebliche Rolle für das Ranking dürfte die Quarantänepflicht spielen. In der Schweiz wurde diese Maßnahme schon vor drei Monaten abgeschafft. „Hierzulande wird erst angefangen, öffentlich über die Quarantänepflicht zu diskutieren“, bemerkt der Blogger Johannes Huber. Gesundheitsminister Rauch denkt auch nicht daran, die Quarantänepflicht zurzeit abzuschaffen. Er will erst künftige Virusvarianten abwarten.

Nicht minder gewichtig ist der Beitrag des Wiener Bürgermeisters: In allen U-Bahnstationen – auch jenen, die im Freien sind – sowie in allen öffentlichen Verkehrsmitteln gilt FFP2-Maskenpflicht. Beim Betreten von Apotheken heißt es ebenso „Masken auf“. Nur wenig sinnvoller erscheint hier die Regel auf Bundesebene: Außerhalb Wiens darf man zwar ohne Maske Apotheken betreten, allerdings nur so lange man dort keine Dienstleistung – zum Beispiel Blutabnahme oder PCR-Test – in Anspruch nimmt.

In Intensivstationen hat Österreich mehr Fälle als die Schweiz

Im europaweiten Vergleich – also auch mit Blick auf Nicht-EU-Staaten – hat Österreich immer noch einen Spitzenplatz inne. Nur der Kosovo ist noch restriktiver.

Bemerkenswerterweise ist der „Erfolg“ von Österreichs verschärftem Corona-Management nicht erkennbar. Sämtliche Staaten im Umfeld Österreichs und darüber hinaus verzeichnen in ihren Intensivstationen weniger Corona-Patienten im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungsgröße.

Andererseits ist auch in jenen Staaten, die verhältnismäßig mehr Intensiv-Fälle haben, von Corona-Panik keine Spur.

Mit anderen Worten: Offensichtlich räumt man generell jenen Maßnahmen, auf die Österreich noch pocht, weniger Relevanz ein. Wozu das alles noch?

Welche Corona-Regeln sollten Ihrer Meinung nach noch gelten?