Der Vatikan: An den Pforten zu Gott und Schwelle zur Moderne. Die letzte Monarchie in Europa rüstet sich für das 21. Jahrhundert. Papst Franziskus hat für den Vatikanstaat eine modernisierte Zivilverfassung erlassen, die den Übergang in das 21. Jahrhundert einläuten soll. Mit der Verkündung vom 13. Mai will er sich dem Modell eines säkularisierten Staates annähern. Das aktualisierte juristische Fundament sei nötig, um auf die Erfordernisse unserer Zeit zu reagieren, schreibt der Papst. Im neuen Grundgesetz heißt es, die Bürger sowie die Bewohner und alle, die im Vatikan ihren Dienst im „kirchlichen Geist“ verrichten, seien „Teil der staatlichen Gemeinschaft“.

Aufgabe des alleinigen Gewaltmonopols

Der Papst hält zwar an seinem uneingeschränkten Status als Souverän über den Vatikanstaat fest. In dem neuen Artikel sticht jedoch heraus, dass der absolute Herrschaftsanspruch nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit formuliert ist wie früher.  Bisher hatte der Papst die volle gesetzgeberische Gewalt für sich reklamiert. Das wird sich ändern mit der aktualisierten Fassung, die am Mittwoch in Kraft treten wird. Franziskus behält sich weiterhin vor, jederzeit in die Verfahren der drei weltlichen Gericht seines Staates einzugreifen.