Mit 1. März wird die zahlungspflichtige Parkzone auf das gesamte Wiener Stadtgebiet ausgeweitet – das ist flächenmäßig fast eine Verdopplung. 33 Millionen Euro hat die Stadt Wien bereits in neue Schilder und erhöhten Personalbedarf investiert. Gravierend sind die Konsequenzen für unzählige Wiener und Nicht-Wiener in den Außenbezirken. Inmitten von Gegenden ohne Parknot, ohne ausreichende Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel entstehen für sie unlösbare Probleme, klagen sie nun.

Monatliche Zusatzkosten von fast 600 Euro

Da sind etwa Probleme für Zweitwohnbesitzer. Ein Wiener Pensionist mit Krebsleiden hat ein Grundstück mit Sommerhäuschen in der Donaustadt gekauft. Doch für sein Zweitheim kriegt er kein Parkpickerl. Nun fragt er sich: “Wie können sich meine Frau und ich in Zukunft unsere Sommerzeit im Garten leisten, wenn wir von 9 bis 22 Uhr alle zwei Stunden 4,4 Euro zahlen müssen?”

Täglich kostet das Parkpickerl den Wiener 28,6 Euro pro Tag und 143 Euro in der Woche, pro Monat sind es in etwa 600 Euro. Öffentlichen Verkehr gibt es im Umfeld kaum, ebenso fehlt aber auch eine ausreichende Versorgung über Supermärkte etc.. “Mein ganzer verbleibender Lebensabend ist gestört!”, klagt er. Er ist kein Einzelfall.

Tägliches Parkpickerl für den Sommerwohnsitz

Ein weiterer Zweitwohnbesitzer (77) lebt im Winter in Wien-Margareten, von März bis September aber in Wien-Donaustadt. “Ich wollte mir das Parkpickerl für den 22. Bezirk lösen, wurde aber aufgeklärt, dass dafür die Hauptmiete im 22. Bezirk sein muss. Die Wohnung im fünften Bezirk ist eine Genossenschaftswohnung, die Hauptmiete kann daher nicht verlegt werden.” In der Umgebung gibt es weder Pendler noch Parknot – doch ebenfalls keine Einkaufsmöglichkeit.

Weitere Probleme entstehen für Unternehmer ohne Privatparkplatz mit Mitarbeitern, die nicht im Bezirk wohnen.

Wettbewerbsnachteile für Wiener Gastronome

Der Besitzer einer Pizzeria in Essling klagt: Mitarbeiter kündigen bereits wegen des Parkpickerls, ausgerechnet jetzt, wo es so schwer ist in der Gastronomie Ersatzpersonal zu finden. Nun droht er auch noch seine Kunden zu verlieren, denn wenig weit entfernt, auf der anderen Seite in Niederösterreich, müssen sie kein Parkpickerl. So entsteht ihm ein Wettbewerbsnachteil.

Hinzu kommt die Lage von Lehrern und Kindergartenpädagogen aus anderen Bezirken oder Niederösterreich. Ein Lehrer macht seinem Unmut öffentlich Luft:

Dann wären da noch die Wiener Hausärzte, die großteils ihre Ordination nicht in ihrem Wohnbezirk betreiben. Das Parkpickerl führt nun bei Hausbesuchen zu Schwierigkeiten: So muss ein Arzt für einen Hausbesuch bei einem Patienten zuerst zurück in den Wohnbezirk fahren, um dort das Auto, in dem sich die medizinische Ausrüstung befindet, zu holen und dann weiter zum Patienten fahren zu können. Dadurch entstehen ein enormer Zeitverlust und unnötige Auto-Kilometer.

Donaustadt-Obfrau Kugler (ÖVP) fordert maßgeschneidertes Parkpickerl

Die ÖVP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler ist gleichzeitig Bezirkspartei-Obfrau von Wien-Donaustadt, einem Bezirk, für den sich mit dem Parkpickerl besonders viel ändert. “Die flächendeckende Einführung des Parkpickerls nach innerstädtischem Modell halte ich für keine gute Idee”, sagt sie.

Gudrun Kugler (ÖVP): Die Öffis decken manche Gebiete nicht ausreichend ab.Neue Volkspartei Wien

Wohn-, Arbeits- und Lebensrealitäten sähen in einem Flächenbezirk eben anders aus innerhalb des Gürtels. “Die Öffis decken manche Gebiete nicht ausreichend ab oder nehmen sehr viel Zeit in Anspruch.” Es brauche daher eine maßgeschneiderte Lösung für Donaustadt und Floridsdorf, ohne flächendeckendes Parkpickerl.

Sie fordert er Parkpickerl, das den Lebensrealitäten der Menschen gerecht wird: “Dazu gehört eine zeitliche Begrenzung am Abend.”   Lösungen bräuchte es auch für Unternehmen, deren Mitarbeiter aus anderen Bezirken oder Niederösterreich kommen.