Der aktuelle Vorwurf wiegt schwer: Gegen Bargeld sollen Impfnachweise an Personen ausgestellt worden sein, die gar keinen Stich erhalten hatten. Nicht das erste Mal, dass etwas in der Impfstraße im Wiener Austria Center nicht mit rechten Dingen zugeht. Am 26. Mai rückte dort bereits die Polizei an. Manager hatten angezeigt, dass Mitarbeiter gefälschte Impfpässe unter der Hand verkauften. Wie die Ermittlungen seither ergaben, gab es nur mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und die Administratoren in der Impfstraße hatten leichtes Spiel.

Ein Beschuldigter und andere Mitarbeiter hatten freien Zugang zu Blanko-Impfpässen. „Dies ist nichts Ungewöhnliches. „Auf meinem Arbeitsplatz war immer ein großer Stapel Blanko-Impfpässe, da es ja meine Aufgabe war, diese an Geimpfte auszustellen. Diese waren nicht abgezählt“, heißt es laut „Kurier“ in der Einvernahme einer Beschuldigten.

Selbst als geimpft eingetragen

20 Impfpässe sollen so abgestempelt und verschwunden sein. Über den Verbleib der Zertifikate ist nichts endgültig bekannt. Der Beschuldigte gibt an, er hätte diese in einer U-Bahn-Station in den Mülleimer geworfen. Zudem habe sich der Administrator selbst als geimpft ins Computersystem eingetragen haben. Auch seine Kollegin trug er ein – und dabei passierte ihm ein Fehler. Die Frau wurde am 25. Mai um 12.40 Uhr mit dem Erststich und gleichzeitig auch mit der zweiten Impfdosis registriert.

„In Wahrheit zeigt dieser Fall eine ziemliche Sicherheitslücke. Da sind solche Missstände bei der Abwicklung seit Mai bekannt und trotzdem kommt es wieder zu einem Impfbetrug. Wie geht das?“, meint Anwalt Nikolaus Rast, der zwei Beschuldigte vertritt. Er spricht von einem peinlichen Kontrollversagen – die Vorwürfe gegen seine Mandanten weist er zurück. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

Die Impfung sei "Blödsinn"

Wie aus dem Ermittlungsakt weiters hervorgeht, steht der Verdacht auf systematische betrügerische Machenschaften im Raum. Es dürfte demnach deutlich mehr als zwei Verdächtige geben, die die Polizei gestern, Mittwoch, bestätigt hatte. Unter ihnen befinden sich auch Impfgegner, die zunächst sich selbst und ihren Angehörigen beziehungsweise Freunden einen Impfpass verschafft haben sollen, ohne dass ihnen je eine Corona-Impfung verabreicht worden wäre.

Zunächst spielten finanzielle Beweggründe offenbar keine gewichtige Rolle. Die Impfung sei “Blödsinn”, meinte eine Verdächtige, nachdem sie aufgeflogen und mit der Sachlage konfrontiert worden war. Sie habe sich und ihrer Familie das Reisen wieder möglich machen wollen, führte sie ins Treffen. Rasch wurde den mutmaßlich Tatbeteiligten aber klar, “dass dieses Geschäft illegal ist, man damit sehr viel Geld verdienen kann”, wie eine 19 Jahre alte Verdächtige eine Kollegin wissen ließ, die sie zum Mitmachen überreden wollte. Die Angesprochene meldete jedoch den Vorfall.

Unter 100 Fälle

Der Arbeiter-Samariterbund hatte zuletzt versichert, man habe die internen Abläufe angepasst und die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, um Manipulationen beim Impfen gegen Covid-19 entgegenzuwirken. Der ASBÖ geht derzeit “von unter 100, aber mehreren Dutzend Fällen” aus. Mitarbeiter, gegen die sich die Verdachtslage erhärtet hatte, wurden fristlos entlassen.

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