Neuerlich gerieten die Qualitätsstandards der umstrittenen Meinungsforscherin Sabine Beinschab in Verruf. In Umfragen im Auftrag des Finanzministeriums hat sie ermittelt, welche Tiere und Automarken mit Politikern und Parteien assoziiert werden, wir kürzlich bekannt wurde. Dass sie Richtlinien zwecks Qualitätssicherung schon in ihrer Masterarbeit nicht beachtete, entdeckte nun der Plagiatsjäger Stefan Weber. Er machte in Beinschabs Masterarbeit eine interessante Entdeckung.

Wenn Nachlässigkeit Methode wird, geschieht sie mit Absicht

Fußnoten, die man nicht zuordnen kann, sind sinnlos. Geschieht das an einer einzigen Stelle, regt das wohl keinen auf. Geschieht es hingegen permanent, zieht sich diese falsche Zitierweise also über eine gesamte Arbeit hinweg durch, dann hat diese Arbeitsweise offensichtlich Methode. Am Ende weiß man nicht mehr, was stammt vom Autor und was hat er von woanders übernommen ist. So ergeht es einem auch mit der Masterarbeit von Beinschab, wie Plagiatsexperte Weber aufzeigt. Bemerkenswert: Die Betreuer haben darüber hinweggesehen, obwohl der Mangel sofort ersichtlich ist. Offensichtlich war es ihnen nicht so wichtig, und vermutlich wird auch die Kritik von Weber neuerlich auf taube Ohren bei den Universitäten stoßen. Ein weiterer Hinweis: Hier geht es um mehr als “nur” um Beinschab.

Hinter vorgehaltener Hand haben schon mehrere österreichische Universitätsprofessoren gegenüber dem eXXpress eingeräumt: “Bei akademischen Abschlussarbeiten versagt bei uns das Kontrollsystem an den Universitäten. Das ist ein österreichisches Spezifikum.” Die meisten Wissenschaftler wollen nicht namentlich genannt werden. Die lauteste Ausnahme ist der Plagiatsprüfer Stefan Weber. Mehrfach hat er schon auf Plagiate und systematisch falsche Zitierweisen in Masterarbeiten und Dissertationen hingewiesen – was ihm Respekt unter Fachkollegen einbrachte, bei anderen menschen aber zunehmend Feindschaft. In der Öffentlichkeit versucht man ihn als Nörgler, der jedes Haar in der Suppe sucht, abzustempeln.

Dabei ist auch seine jüngste Entdeckung aussagekräftig: Diesmal geht es nicht um ein Plagiat, sondern eine konsequent durchgehalten falsche Zitierweise, die dem Sinn des Zitats in wissenschaftlichen Arbeiten widerspricht. Er belegt es mit sämtlichen Beispielen, etwa einem Fußnute zu Morgan:

Man weiß nicht: Was stammt hier von Beinschab, was von Morgan. Ein Zitat von Morgan müsste durch Anführungszeichen gekennzeichnet sein, was aber nicht der Fall ist. Sofern sich ein Gedankengang – welcher? – auf Morgan stützt, müsste das durch ein “Vgl.” gekennzeichnet werden, damit klar ist: Beinschab hat eigenständig formuliert, was Morgan zuvor schon festgehalten ist. Aber all das bleibt vage – und widerspricht den gängigen Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis.

In Österreich legt man darauf, wie es scheint, weniger wert – weil’s eh “wuascht” ist, wie Weber klagt. 

Weitere Beispiele für “Absatzenden-Zitation”, die eigentlich zu vermeiden ist: