Es sind Bilder, die verblüffen und im krassen Kontrast zu jenen Szenen stehen, die sich seit dem Einmarsch von Putins Truppen in die Ukraine überall auf der Welt wiederholen: Menschen, die für ein Ende des Kriegs, in Solidarität mit der Ukraine und gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die Straße gehen. Doch tatsächlich wird nicht überall gegen Putin demonstriert – in Serbien hält eine große Mehrheit der Bevölkerung nämlich treu zum “großen Bruder” Russland, und untermauert diese Haltung auch mit großen Pro-Putin-Demos. Aber warum?

Zwei Drittel der Serben halten Putin die Treue

Erst am vergangenen Freitagabend bot sich in Belgrad folgendes Bild: Tausende Serben zogen, mit Russland-Flaggen, Kreuzen, und Porträts von Putin nebst Heiligenbildern “bewaffnet”, durch die Straßen der serbischen Hauptstadt. Wie der deutsche “Spiegel” berichtet, zeigten die Serben so ihre Solidarität mit dem russischen “Zaren” und Kriegsherrn und machten so ihre Unterstützung für dessen Angriffskrieg auf die Ukraine deutlich.

Die Gründe für die Unterstützung der Serben für “Mütterchen Russland” – etwa zwei Drittel der serbischen Bevölkerung geben laut einer aktuellen Umfrage an, Putin und seinen Krieg gegen die Ukraine gutzuheißen – liegen in den engen Verbindungen zwischen den beiden Ländern und in akuten politischen Interessen des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic.

Vucic (52) bekennt sich klar zu seinem russischen Amtskollegen, wie er bereits kurz nach dem Einfall der russischen Truppen in die Ukraine zeigte, als er verkündete, dass Serbien sich den Sanktionen gegen Russland nicht anschließen werde. Und das mit gutem Grund, wenn man auf die gemeinsame Geschichte Serbiens mit Russland blickt. Die Serben stehen in der Schuld Russlands: Russland stellte sich 1999 nämlich klar gegen die Bombardierung Serbiens durch die Nato. Dazu kommt, dass Russland der ehemals serbischen Provinz Kosovo die Anerkennung verweigert. Aber auch in der jüngeren Geschichte erwies sich Russland als treuer Partner Serbiens. Erst im November stellte Putin Vucic Gaslieferungen zum Vorzugspreis in Aussicht.

Nun stehen noch dazu Neuwahlen in Serbien an. Aleksandar Vucic wird sich am 4. April zur Wiederwahl als Präsident stellen und bis dahin ist es in seinem Interesse, dem serbischen Wahlvolk zu erklären, warum Serbien Russland trotz des Krieges in der Ukraine treu bleibt. Das gelingt vor allem, indem die serbischen Medien russische Propagandameldungen übernehmen, in denen davon die Rede ist, dass “die Ukraine Russland überfalle”.

Der serbische Spagat zwischen Putin-Treue und Verurteilung des Kriegs

Die russische Propaganda dürfte – das zeigen die Zahlen – massiven Einfluss auf die Bevölkerung in Serbien haben. Die knapp zwei Drittel der Serben, die Putin in einem positiven Licht sehen, wundern sich dabei offenbar auch nicht, dass ihr Präsident offiziell einen Spagat hinlegt: Denn einerseits will er Russland nicht verärgern, in die NATO wollen die Serben aber schon.

Darum verurteilt Vucic den Einmarsch Putins in die Ukraine offiziell auch: “Wir halten es für einen schweren Fehler, die territoriale Unversehrtheit eines Landes wie der Ukraine zu verletzen”, sagte der serbische Ministerpsäiden am Freitagabend in Belgrad, während unzählige Serben gegen die Ukraine und für Putin protestierten.