Zwei maskierten Männer zertrümmerten Mittwochfrüh in Wien-Favoriten mit einem Hammer zehn Fensterscheiben der Zentrale Türkisch-Islamischen Union (Atib), und beschädigten fünf weitere. Der Atib-Vorsitzende Fatih Yilmaz erklärte umgehend: “In Österreich ist kein Platz für jedwede Form von Muslimfeindlichkeit, Terrorismus und Rassismus.”

Von einem “Angriff auf die freie Religionsausübung und damit auf unsere Demokratie”, sprach  Faika El-Nagashi, Integrationssprecherin der Grünen im Nationalrat. Ein “nationalistisches oder rassistisches Motiv kann nicht ausgeschlossen werden.” Auch der Favoritner SPÖ-Bezirksrat Muhammed Yüksek äußerte sich in diesem Sinne.

Anscheinend Rache für Angriff der türkischen Armee

In der Zwischenzeit ist ein Bekennervideo aufgetaucht. Es hat freilich weder einen islamfeindlichen, noch einen rassistischen Hintergrund, sondern einen linksradikalen und ausländischen. Der Kurzfilm stammt von Sympathisanten der als Terrororganisation eingestuften kurdischen Bewegung PKK. Anlass waren offensichtlich Luftangriffe der türkischen Armee am Dienstagabend auf das kurdische Dorf Ain Diwar im Nordosten Syriens.

Favoritner FPÖ-Obmann kritisiert SPÖ, Grüne und Atib

Der Favoritner FPÖ-Obmann und Landtagsabgeordneten Stefan Berger fordert nun Konsequenzen aufgrund des falschen “Framings” von SPÖ, Grünen und Atib. “Es ist besonders perfide, wenn Favoriten zum Austragungsort ausländischer Konflikte wird und SPÖ, Grüne sowie die Betroffenen dies mit der Moslemfeindlichkeit der Österreicher framen.”

Berger fordert eine Entschuldigung von Nationalrätin El-Nagashi und Bezirksrat Yüksek. Beide hätten die Anschuldigungen der Atib unkritisch und unhinterfragt hingenommen. “Die betriebene Propaganda von Erdogans verlängertem und gefährlichen Arm in Österreich gehört längst verboten und nicht kommentarlos weiterverbreitet”. Gleichzeitig werde die PKK gerade von Linken und der linksradikalen Antifa hofiert.

Atib stellt staatliche Imame aus der Türkei an

Atib ist ein bundesweiter Dachverband von mehr als 60 türkischen Vereinen mit etwa 100.000 Mitgliedern, um deren religiöse und soziale Tätigkeiten er sich in den angeschlossenen Moscheegemeinden kümmert. Der Verband stellt staatliche Imame und neun Seelsorgerinnen aus der Türkei den Moscheegemeinden zur Verfügung. Er gilt als Auslandsarm der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet und ist der türkischen Botschaft weisungsgebunden.

Dass der Anschlag keinen islamfeindlichen Hintergrund hat, dürfte für Atib nicht wirklich überraschend sein. Schließlich erwähnte der Dachverband selbst in seiner ersten Presseaussendung, dass einer der beiden Täter zwischendurch das “Freiheitszeichen” machte, das “vor allem von Terrorsympathisanten verwendet wird”. Gleichwohl benützte Atib den Vorfall als Anlass um Muslimfeindlichkeit in Österreich zu kritisieren.