5 offene Fragen zum SPÖ-Debakel: Muss Parteitag jetzt wiederholt werden?
Die komplette Blamage nach dem Sonderparteitag stürzt die SPÖ immer weiter ins Chaos. Die “Erklärungen”, welche die Leiterin der Wahlkommission, Michaela Grubesa, zur neuen Auszählung der Stimmen lieferte, werfen nur weitere Fragen auf. Muss nun sogar der Parteitag wiederholt werden?
Eine “verlorene” Stimme ließ einem Journalisten keine Ruhe. Offenbar wegen seinen Nachfragen, entscheid sich Michaela Grubesa am Montag dazu, die Stimmen einfach noch einmal auf eigene Faust auszuzählen. Auf was sie dabei gestoßen sein will, führte zur größten Blamage in der Geschichte Österreichs Sozialdemokratie. Und lässt Beobachter mit fünf dringenden Fragen zurück:
Warum wurde kein zweites Mal ausgezählt?
Bei jeder Klassensprecher-Wahl werden die Stimmen mindestens ein zweites Mal ausgezählt. Beim SPÖ-Sonderparteitag ist dies offenbar nicht geschehen. Die Stimmen der einzelnen Wahlstationen wurden addiert und scheinbar völlig unkontrolliert an einen Mitarbeiter weitergegeben, der die fatale Excel-Tabelle erstellt hat. Zu einer tatsächlichen Auszählung ALLER Stimmen auf einmal, ist es offenbar nicht gekommen. Bei 603 am Parteitag anwesenden Wahlberechtigten wäre das vom Zeitaufwand her sicher überschaubar gewesen.
Warum hat ausschließlich Frau Grubesa die Stimmen nachgezählt?
Wie in der Einleitung bereits angesprochen, fuhr Grubesa also am Montag in die Parteizentrale an der Wiener Löwelstraße, um selbst noch einmal alle Stimmen zu zählen. Das war auch offenbar das erste Mal, dass alle Stimmen am selben Ort – in einem einzigen Vorgang – gezählt wurden. Warum sie für diesen Vorgang nicht die Wahlkommission einberufen hat, und ob es in Ordnung ist, dass sie eigenständig nicht versiegelte Dokumente begutachtete, sorgt ebenfalls für Irritationen.
Langsam wird klar, dass es skandalös irregulär war, was SPÖ-Wahlkommissionschefin Grubesa heute um 15 Uhr tat. Ohne die Wahlkommission einzuberufen, zählte sie nicht versiegelte Wahldokumente und Stimmzettel, gab eine PK, die zum Rücktritt Doskozils führte! Babler überrascht.
— Thomas Mayer (@TomMayerEuropa) June 5, 2023
Wie wurden die Stimmzettel eigentlich seit Samstag gelagert und wer hatte Zugang?
Die Antwort auf diese Frage ist brisant wie peinlich zugleich: In einem Plastiksackerl wurden die Stimmen nämlich laut SPÖ von Linz nach Wien gebracht – und dann in der Parteizentrale irgendwo abgelegt. Zugang hatten wohl viele Leute, auch wenn laut Grubesa “eh kaum jemand im Haus war”. Dass die Stimmen völlig ungesichtert herumgelegen sind, ist wohl am Ende das wichtigste Argument für eine Wiederholung des Parteitages und einer neuerlichen Wahl.
Wenn das eine staatliche Wahl gewesen wäre, würde es den VfGH übrigens interessieren, wo und wie die Stimmzettel seit Samstag lagerten und wer Zugang hatte. Aber es war ja bloß eine Abstimmung auf einem Parteitag und nur ein #spoeExcelGate
— Peter Bußjäger (@PeterBussjaeger) June 5, 2023
Warum sind es noch immer 5 ungültige Stimmen?
“Ich habe die Stimme gefunden”, verkündete die Leiterin der Wahlkommission zu Beginn ihrer Pressekonferenz., es handle sich um eine ungültige. Jene Frage, des ORF Journalisten Martin Thür schien damit zumindest geklärt. Aber, wie es mittlerweile nicht mehr anders zu erwarten ist, schlich sich auch hier zumindest der Fehlerteufel ein. Jetzt sollen es nämlich fünf ungültige Stimmen sein, die in der Stahlstadt abgegeben wurden. Haken an der Sache: es waren auch am Samstag schon fünf.
Warum wurden jetzt auf einmal zu viele Stimmen ausgezählt?
Im neuen Ergebnis haben sowohl Babler als auch Doskozil jeweils eine Stimme mehr. Und das, obwohl ursprünglich nur eine Stimme gefehlt hatte, die (siehe oben) ja noch dazu ungültig sein soll.
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