500.000 € Steuergeld, damit Lueger-Denkmal künftig schief steht
Hier erhält die “schiefe Optik” gleich doppelte Bedeutung: Das Denkmal für den früheren Wiener Bürgermeister Karl Lueger soll um 3,5 Prozent nach rechts gekippt werden, um dessen antisemitische Haltung zu betonen. 500.000 Euro soll der Steuerzahler hierfür berappen.
13 Jahre nach dem Entwurf des Künstlers Klemens Wihlidal soll es dem umstrittenen Denkmal für Wiens Bürgermeister Karl Lueger (1897 bis 1910) jetzt an den Sockel gehen. Das steinerne Abbild des Miterfinders des politischen Antisemitismus beim Stubenring soll aus der Frontalen betrachtet um 3,5 Grad nach rechts gekippt werden, um auf das problematische Erbe Luegers hinzuweisen. Dessen rassistische Ausfälle dienten dem jungen Adolf Hitler und vielen Nazi-Schergen zum Vorbild.
Nach Ansicht der rot-pinken Wiener Stadtregierung reiche eine Hinweistafel nichts aus, um auf die unrühmliche Persönlichkeit des Wiener Bürgermeisters hinzuweisen. Das Denkmal, das aus Protest immer wieder beschmiert wird, müsse deutlicher die negativen Aspekte Luegers hervorheben. Deswegen kam Künstler Wihlidal vor 13 Jahren auf die Idee mit der 3,5 Grad-Neigung. Das schiefe Denkmal solle den Betrachter bewusst irritieren und zum Nachdenken anregen. Sein Entwurf war aus einem Wettbewerb der Universität für angewandte Kunst hervorgegangen, umgesetzt aber wurde er nie.
Das rote Rathaus sprach sich gegen einen Abriss des Denkmals aus
Der “Denkmalsturz, unvollendet”, wie der damals beteiligte Künstler Martin Krenn den Entwurf nannte, stieß auf Wohlwollen – ernsthafte Chancen der Verwirklichung aber hatte er nicht. Das Denkmalamt intervenierte, Lueger blieb aufrecht stehen. Wenn auch nur noch bis 2012 an seiner alten Adresse Dr. Karl-Lueger-Ring. Seitdem steht er am Universitätsring, wenngleich am Lueger-Platz.
Seit Jahren wird um einen Abriss diskutiert, doch die politisch Verantwortlichen wollten dies nicht: “Ich möchte keine Stadt, die geschichtspolitisch clean ist”, sagte etwa Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Durch eine Entfernung würde Geschichte unsichtbar und dadurch verdrängt.
Reinigung des Graffiti-Hotspots kostet allein 150.000 Euro
Stolze 500.000 Euro soll den Steuerzahler die neuentdeckte Neigung in Sachen Lueger kosten. Das Denkmal müsse zuvor abgebaut, gereinigt (150.000 Euro) und vor allem der Sockel stabilisiert werden, damit er das Kippen übersteht. 2024 solle das Denkmal für den umstrittenen Bürgermeister wieder an seiner alten Stelle stehen.
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