Deutschland steht vor einem politischen Erdbeben: Die AfD rückt der CDU/CSU so dicht auf die Fersen wie nie zuvor – und bringt Friedrich Merz damit ins Wanken, noch bevor er überhaupt im Kanzleramt angekommen ist. In der neuesten Forsa-Umfrage liegt die Union erstmals nur noch einen einzigen Prozentpunkt vor der AfD. Ein Wert, der vor wenigen Jahren undenkbar war – und nun die politische Landkarte Deutschlands auf dramatische Weise verändern könnte.

Merz: „Letzte Chance, den Aufstieg der AfD zu stoppen“

Dem „Trendbarometer“ von RTL und ntv zufolge kommt die Union nur noch auf 25 Prozent, während die AfD auf ein Rekordhoch von 24 Prozent steigt. Eine Entwicklung, die selbst hartgesottene Polit-Profis ins Grübeln bringt.

Noch am Abend der Bundestagswahl hatte CDU-Chef Friedrich Merz eindringlich vor dem Erstarken der AfD gewarnt. Es sei „vielleicht die letzte Chance“, den Vormarsch der „in Teilen rechtsextremen Partei“ zu stoppen, berichtet der Merkur. Doch genau einen Monat später droht diese Warnung zu einem düsteren Menetekel zu werden – die AfD zieht unaufhaltsam nach oben, die Union taumelt.

Die AfD unter Alice Weidel (Bild) befindet sich im Höhenflug – und ein Ende ist nicht in Sicht. APA/AFP/Tobias SCHWARZ

Vertrauenskrise bei Merz – Triumphstimmung bei Weidel

Nicht nur die Zahlen, auch die Stimmung spricht Bände. Während AfD-Chefin Alice Weidel von einer „Zeitenwende im politischen Denken der Bürger“ spricht, wächst bei der Union die Nervosität.

Ein Grund für den Sinkflug der Union: das anhaltende Misstrauen gegenüber Merz. Ganze 70 Prozent der Befragten halten den CDU-Chef laut Forsa für nicht vertrauenswürdig. Seine Kehrtwende in der Schuldenpolitik und das Durchpeitschen eines milliardenschweren Finanzpakets vor der neuen Legislaturperiode haben ihm offenbar viele übel genommen.

AfD als neue Volkspartei?

Besonders brisant: Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte die AfD schon in wenigen Wochen die stärkste politische Kraft in Deutschland werden – ein historisches Novum. Bei der Bundestagswahl im Februar erreichte sie 20,8 Prozent. Jetzt, nur wenige Wochen später, kratzt sie an der Union und lässt SPD (15 Prozent), Grüne (12 Prozent) und Linke (10 Prozent) deutlich hinter sich.

Das tut den beiden voraussichtlichen künftigen Regierungsparteien weh: Eine Koalition aus CDU/CSU und SPD geht sich laut den jetzigen Umfragen nicht mehr aus. Einzig ein Kenia-Bündnis aus Union, SPD und Grünen hätte laut der Umfrage derzeit eine Mehrheit – ein Szenario, das vielen als politisch totgeglaubter Notnagel erscheint. Die AfD wäre in diesem Fall die mit Abstand stärkste Oppositionskraft – mit allen Konsequenzen.