Anschober schießt gegen ehemaligen Koalitionspartner: "Katastrophales System"
Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen wurde am Sonntag emotional, entschuldigte sich bei den Österreichern für das „Sittenbild“, das die Politik abgibt. Und auch Ex-Koalitionspartner und Gesundheitsminister Rudi Anschober meldete sich zu Wort. „Was an Befund da liegt, reicht ja wirklich.“
Anschober befürwortete den Rückzug von Sebastian Kurz. Er konstatierte, es brauche nun strukturelle Änderungen in der Politik, insbesondere bei der Vergabe von Inseraten. Schließlich sei ein „System etabliert worden, das katastrophal ist“. Der ehemalige Minister tritt nach und kann sich die Kritik an seinen ehemaligen Partner nicht verkneifen. Das hat Geschichte: Schon bei seiner Rücktrittserklärung erklärte, dass er sich oft „alleine gelassen gefühlt“ habe – eine Aussage, die von Experten als indirekte Kritik am damaligen Bundeskanzler gewertet wurde.
Anschober war manchmal "überrascht" vom Vorgehen des Sebastian Kurz
Bei seinem TV-Comeback führte er am Sonntag im ORF aus, dass es angesichts der im Raum stehenden Anschuldigungen so „nicht mehr weitergehen“ hatte können. Es sei daher richtig, „dass die Konsequenz gezogen wurde“. Er gehe davon aus, dass Sebastian Kurz in den nächsten Monaten mit den gegen ihn vorliegenden Vorwürfen „noch intensiv beschäftigt“ sein werde.
Angesprochen auf die gemeinsame Zeit in der Bundesregierung erklärte Anschober, dass er „manchmal auch überrascht“ von manchen Vorgehensweisen des Kanzlers gewesen sei. Die nun aufgekommenen Vorwürfe würden nun aufzeigen, dass „ein System etabliert wurde, das katastrophal ist, das verheerend ist“. Dies habe dazu geführt, dass die Politik in der Bevölkerung noch mehr an Vertrauen eingebüßt hat. Grundvoraussetzung, um ein solche wieder herzustellen sei nun, dass „lückenlos aufgeklärt wird, was passiert ist“.
"Traurige Bilanz" im Interview
Anschober selbst zog vor wenigen Tagen eine traurige Bilanz seiner Amtszeit. In einem Interview erzählte er, Landespolitiker hätten am Höhepunkt der Corona-Krise bei ihm am Telefon geweint.
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