Antisemitismus in Österreich: Jeder dritte Befragte verbirgt aus Angst sein Jüdisch-Sein
Das Resultat einer Erhebung durch die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) ist beschämend: Demnach beklagen 76 Prozent der Befragten eine Zunahme des Antisemitismus in den vergangenen Jahren. 29 Prozent gaben in Österreich an, aus Angst nie jüdische Symbole in der Öffentlichkeit zu tragen.
Die große Mehrheit der Juden in Europa ist nach wie vor im Alltag von Antisemitismus betroffen. Zu dem Schluss kommt die Erhebung der EU-Agentur für Grundrechte, die noch vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober und der darauffolgenden Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen durchgeführt wurde. 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Antisemitismus in den fünf Jahren vor der Umfrage zugenommen hat.
Unter den Teilnehmern in Österreich sahen dies 76 Prozent so. Für das Jahr vor der Untersuchung berichteten 38 Prozent hierzulande, Opfer von antisemitischen Anfeindungen geworden zu sein – ähnlich wie im EU-Schnitt. Fünf Prozent wurden in dem Jahr zudem angegriffen.
Diese Erfahrungen führen dazu, dass viele Menschen sich gezwungen sehen, ihr Jüdisch-Sein in der Öffentlichkeit zu verbergen. In Österreich tragen 29 Prozent der Juden wegen Sicherheitsbedenken öffentlich nie jüdische Symbole. Unter allen Studienteilnehmern waren es sogar 48 Prozent. Bei 66 Prozent (EU: 76 Prozent) war dies zumindest gelegentlich der Fall. 70 Prozent der Befragten fühlten sich zumindest gelegentlich aufgrund ihres Jüdisch-Seins für die Politik der israelischen Regierung verantwortlich gemacht (EU: 75 Prozent). Europaweit sahen das drei Viertel der Studienteilnehmer so.
In Österreich leben laut EU-Schätzung 13.650 Juden
“Europa erlebt eine Welle des Antisemitismus, die teilweise durch den Konflikt im Nahen Osten angeheizt wird”, warnt die FRA-Direktorin Sirpa Rautio in einer Aussendung zum Bericht. “Dadurch wird die Möglichkeit eines sicheren und würdevollen jüdischen Lebens stark eingeschränkt.”
Es ist der dritte FRA-Bericht zu Antisemitismus. Dafür wurden in der ersten Jahreshälfte 2023 rund 8000 Juden aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Spanien, Tschechien und Ungarn befragt. Laut EU-Agentur leben 96 Prozent der Juden in der EU in diesen 13 Ländern. In Österreich wurden 363 Menschen befragt. Die jüdische Bevölkerung hierzulande schätzt die Agentur auf 13.650.
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