Berlin lenkt ein: Deutschland nun für "gezielten" Swift-Ausschluss Moskaus
Offensichtlich beugt sich die deutsche Regierung nun dem Druck. Als einziges EU-Land hatte sich Deutschland zuletzt gegen einen Ausschluss Russlands vom Swift-System gestellt, unter anderem wegen der Gefahr von Energieengpässen. Mittlerweile ist Berlin für einen “gezielten” Ausschluss.
Im Streit um einen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift lenkt Berlin offenbar ein. Die Bundesregierung arbeite “unter Hochdruck daran, wie die Kollateralschäden einer Abkopplung (Russlands) von Swift so eingegrenzt werden können, dass sie die Richtigen trifft”, erklärten Außenministerin Annalena Baerbock und Vizekanzler Robert Habeck (beide Grüne) am Samstag. “Was wir brauchen, ist eine gezielte und funktionale Einschränkung von Swift.”
Mehrere Tage Uneinigkeit beim Swift-Ausschluss
Die EU hatte angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine weitreichende Sanktionen gegen Moskau verhängt. Von den Strafmaßnahmen betroffen sind unter anderen Kreml-Chef Wladimir Putin und sein Außenminister Sergej Lawrow persönlich. Auch russische Banken wurden sanktioniert.
Uneinigkeit herrschte in der EU bis zuletzt hinsichtlich eines Ausschlusses Russlands aus dem internationalen Swift-System, wie es unter anderem der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj fordert. Als Bremser galt dabei insbesondere Deutschland, auch die Regierungen Italiens, Luxemburgs und Ungarns hatten sich zunächst zögerlich gezeigt.
Luxemburg warnte vor einer "Welthandelskrise"
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte am Freitag in der ARD vor “massiven Kollateralschäden” durch einen Swift-Ausschluss Russlands gewarnt. Dabei verwies sie auch auf mögliche Energieengpässe.
Zuvor hatte Baerbock die Ablehnung Berlins auch damit begründet, dass ein Swift-Ausschluss Russlands eine “Breitenwirkung” nach sich ziehen und auch die Bevölkerung treffen würde. Ziel sei es aber, die Verantwortlichen für das Blutvergießen in der Ukraine zu sanktionieren. Vor der Gefahr einer “Welthandelskrise” durch einen Swift-Ausschluss warnte Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn.
Selenskyi appellierte an Deutschland und Ungarn
Selenskyj erneuerte am Samstag seine Forderung, Russland vom Swift-System auszuschließen, und richtete sich dabei explizit an Deutschland und Ungarn. “Es gibt bereits fast die volle Unterstützung der EU-Länder, Russland von Swift abzukoppeln”, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. “Ich hoffe, dass Deutschland und Ungarn den Mut haben werden, diese Entscheidung zu unterstützen.”
Hart mit der deutschen Bundesregierung ins Gericht ging am Samstag der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki. Er warf Deutschland “steinernen Egoismus” vor, weil es sich nicht zu “wirklich erdrückenden” Sanktionen gegen Russland entschließen könne. Neben einem Swift-Ausschluss Russlands forderte Morawiecki auch eine Stilllegung der Gas-Pipeline Nord Stream 1. Das umstrittene Projekt Nord Stream 2 hat die deutsche Bundesregierung bereits gestoppt.
Ungarn spricht von "Fake News"
Italien und Ungarn signalisierten bereits, dass sie einen Swift-Ausschluss Russlands unterstützen würden. Ungarns Außenminister Peter Szijjarto wies den Vorwurf, sein Land habe sich gegen einen Ausschluss Russlands aus dem Swift-System ausgesprochen, als “Fake News” zurück. “Wir haben uns nie gegen einen Sanktionsvorschlag ausgesprochen, wir haben nichts blockiert”, versicherte er auf Facebook.
Als Sanktionsmittel eingesetzt wurde Swift in der Vergangenheit gegen den Iran. Baerbock sagte am Freitag, dabei habe sich gezeigt, dass selbst humanitäre Zahlungen an das Land nicht mehr möglich seien. Strafmaßnahmen gegen Banken und Politiker seien zielgenauer, zudem habe Putin bereits ein “Parallelsystem” zu Swift geschaffen.
Forderungen, Russland vom Swift-System auszuschließen, hatte es bereits nach der Krim-Annexion 2014 gegeben. Russland hat in den vergangenen Jahren eigene Finanzsysteme entwickelt, darunter die Systeme SPFS und Mir.
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