Bestätigt: Deutsche Bundeswehr-Helikopter flogen doch nicht über Kabul
4700 Kilometer im Transport-Jet nach Afghanistan, dann aber kein Einsatz über Kabul: Aus Sicherheitsgründen blieben die zwei H145M Helikopter der deutschen Bundeswehr am Boden. Die Hubschrauber beschäftigten auch Österreichs Innenpolitik.
“Die Deutschen holen ihre Staatsbürger teilweise mit Hubschraubern ab”, belehrte der “ZiB2”-Moderator Armin Wolf erst kürzlich Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) live in der Nachrichtensendung. Der ORF-Mitarbeiter meinte, dass Österreichs Bundesregierung zu wenig tun würde, um Personen mit österreichischem Pass aus Kabul zu bringen, während Berlin vorbildlich agiere und sogar Hubschrauber bei dieser Evakuierungsmission einsetzen würde.
Was Armin Wolf im Interview behauptete, stimmte nur teilweise, erfuhr der eXXpress nun direkt aus dem Verteidigungsministerium in Berlin: Ja, die deutsche Bundeswehr hat tatsächlich zwei Mehrzweck-Hubschrauber H 145M der Firma Airbus Helicopters 4700 Kilometer mit einer Transportmaschine vom Typ Airbus A 400M nach Kabul geflogen. Aber: Die beiden Hubschrauber für Spezialeinsatzkräfte blieben am Airport der afghanischen Hauptstadt am Boden, bestätigte am Montag ein Sprecher des Verteidigungsministeriums im Telefonat mit dem eXXpress.
Vorhalt an Außenminister: Deutsche setzen Hubschrauber ein
“Aus Sicherheitsgründen”, so der Sprecher, seien die beiden Hubschrauber nicht für Evakuierungsmissionen eingesetzt worden, sie blieben nur als “Einsatzoption” in Bereitschaft – es stimmte also nicht ganz, was Armin Wolf dem Außenminister in der “ZiB2” vom 25. August vorgehalten hat.
Der hochrangige Offizier des Verteidigungsministerium erklärte dazu die Situation im Chaos von Kabul: “Unsere Leute sind mit US-Hubschraubern geflogen, mit Chinooks. Die hatten eine größere Kapazität für Passagiere. Somit mussten wir nur einen Umlauf fliegen, nicht mehrere. Das war wesentlich sicherer.”
Ganz sinnlos sei der – sicher nicht ganz billige – Transport der beiden H145 M-Hubschrauber nach Kabul nicht gewesen, betont man im deutschen Verteidigungsministerium: “Wir hatten sie als Asset vor Ort. Wenn wir irgendwo auf einem Dach landen müssten, sind diese leichten Hubschrauber ideal – bei den großen amerikanischen Typen würde danach das Gebäude nicht mehr stehen. Es war gut, dass wir sie da mit dabei hatten.”
Jagdkommando rettete ebenfalls Dutzende Menschen aus Kabul
Wie berichtet, haben auch österreichische Jagdkommando-Soldaten Personen, die einen österreichischen Pass oder Aufenthaltstitel haben, aus dem Stadtgebiet von Kabul zum Flughafen eskortiert und dabei ihr Leben riskiert. Knapp 200 Menschen, die österreichische Papiere hatten, wurden von Afghanistan wieder nach Wien geflogen – das ging auch ohne extrem teuren Transport von Helikoptern nach Kabul.
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